Carla Bley Big Band – Appearing nightly
Wie Carla Bley ausgeplaudert hat, wurde sie als Zigarrettenverkäuferin musikalisch sozialisiert. Als sie in New Yorker Nobel-Jazzclubs mit dem Bauchkasten von Tisch zu Tisch ging- und dabei die Big-Band-Power von Count Basie & Co. in vollen Zügen inhalierte. Seitdem sind zwareinige Jahrzehnte ins Land gegangen, ist aus der jungen Carla Bley die vielleicht wichtigste Stimme des instrumentalen Jazz geworden. Doch die Strahlkraft des Big-Band-Sounds hat sie nie losgelassen. Und so sorgt sie regelmäßig mit ihrem eigenen Kollektiv immer wieder für knackige Orchesterbreitseiten. Spickte Bley ihre Kompositionen dabei zumeist mit rockigen und lateinamerikanischen Rhythmen,erinnert sie jetzt an die Tin-Pan-Alley-Ära. Beiden im Pariser Club New Morning mitgeschnittenen Live-Gigs aus dem letzten Jahr glühten die Blechblasinstrumente von Gary Valente und Lew Soloff. Die Saxofone von Wolfgang Puschnig und Andy Sheppard liefen heiß, während die Rhythmus-Sektion um Steve Swallow (b) und Billy Drummend(dr) für die Schnittigkeit sorgten. Und auch wenn Bley hier und da so manche Standard-Initiale wie „As Time Goes By“ und „Tea For Two“ eingeschmuggelt hat, ist das mehr als nur eine versteckte Reminiszenz an die ewig jungen Großväter des Jazz. Wie sich die 15-köpfige Band um Carla und ihre orgelspielende Tochter Karen Mantler mit Verve und Brillanz ins Geschehen werfen, ist das reine Vergnügen am Nostalgischen. Und vielleicht war ja an den zwei Abenden im inzwischen auch streng nikotinfreien New Morning wenigstens eine jazzbegeisterte Schokoladenzigarettenverkäuferin im Publikum. Sie dürfte musikalisch bestens für die Zukunft sozialisiert sein.
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