Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
EGG BENEDICT
Tapete/Indigo (VÖ: 9.5.)
Mit Gute-Laune-Soul kämpfen die Hamburger weiter tapfer gegen die miese Stimmung.
Trump, Musk, Merz, AfD, Ukraine, alles scheiße, miese Stimmung? Aber es gibt ja noch Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, die voller Verve die Mundwinkel nach oben zieht, denn: „Es ist immer Sommer irgendwo“. Mit diesem Song beginnt schon ein bisschen programmatisch EGG BENEDICT, das siebte Album der Hamburger – und geht dann auch unbeirrt weiter mit generell penetrant guter Laune, forsch-fröhlichen Bläsern und garantiert mitsingbaren Melodien.
Ja, stimmt schon, das war doch immer schon so bei der Nachfolgeband der längst legendären Superpunk, aber es ist schon erstaunlich, dass Carsten Friedrichs auch in seinen Mittfünfzigern und in diesen Zeiten noch tapfer optimistische Hohelieder singt auf eine Gewerkschaft („Song für die ALU“), auf den Individualismus („Ich geh lieber allein“) oder halt einfach nur den Frühling („Ein Dienstag in Dur“). Das Tempo des Gute-Laune-Soul mit Motown-Wurzeln lässt nur selten nach (so im schlürfenden Ska von „Ist Gunther da?“), die Stimmung ist stets positiv, auch wenn sich in die Euphorie immer eine Spur modische Melancholie mischt, und selbst „Wenn Du ein Problem hast“, wird irgendwann alles gut, man muss es nur nach Rotterdam schaffen.
Mehr Eskapismus ist nur im Film, doch auch der wird mit „Paare im Kino“ und „Hedy Lamarrs siebter Mann“, in dem Andreas Dorau sich dafür revanchiert, dass Friedrichs ihm beim Songschreiben hilft, zwei Mal gewürdigt. Das alles mag ein richtiges Leben im falschen feiern, aber wenn alles andere nicht mehr hilft?
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