Eels :: Köln, Stadtgarten
Die Zeiten sind schlecht, die Wirtschaft liegt darnieder, und die Jammerlapperei ist allerorten präsent. Mark Oliver Everett weiß das, denn er kommt viel rum. Als Chef, Sänger und Songschreiber der Eels reist er viel durch die Weltgeschichte, nennt sich dabei altersbedingt statt E neuerdings Mister E und fühlte sich im Kölner Stadtgarten berufen, seinem Publikum mal tüchtig Mut zu machen. „Wenn ihr euch die Nase an einem Schaufenster platt drückt, weil dort ein Pulli ausgestellt ist, den ihr gerne haben wollt – kauft ihn einfach, auch wenn ihr ihn euch eigentlich gar nicht leisten könnt. Und falls ein leckerer Bananen-Split gerade nicht in euren Diätplan passt: Denkt einfach nicht dran. Verdrückt das Eis!“
Tipps für das etwas unbeschwertere Sein im Hier und Jetzt von einem, der weiß, dass das Leben kein Schokoladenkuchenessen ist: der Vater früh verstorben, die Schwester Suizid begangen, die Mutter an Krebs gestorben. Musik macht Mister E trotzdem oder gerade deshalb noch, wobei das Set anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums Shootenanny! eindeutig in Richtung Blues steuert. Weniger als musikalisches Genre, sondern vielmehr als Lebensgefühl und vom Storytelling her. „All In A Day’s Work“ heißt eins der neuen Lieder, es kommt aufs erste Hören als morsche Bluesnummer daher, ist aber de facto das, was alle Songs der Eels sind: zerschossene Liebeslieder, Popsongs mit Haken, Ösen und Beulen. Everetts Texte zeugen durch die Bank von einem, der jede Menge Brandblasen auf der Seele hat, sich aber nicht von der Larmoyanz am Kragen packen lässt, sondern immer wieder von einem Restfünkchen Hoffnung angetrieben wird, weiter zu machen – und sich dem Leben zu stellen. Am beeindruckendsten passiert das in „Love Of The Loveless“, aber auch die breitbeinige Version eines Stücks von der ersten Eels-Platte Beautiful Freak – „Novocaine For The Soul“ – wirkt prächtig.
„Ich fühle mich heute abend im Grunde ganz gut“, sagt Mister E, grinst hinter dem Keyboard hervor und spielt dann „It’s A Motherfucker“ vom Daisies Of The Galaxy-Album. Die Melodie so lieblich wie nur was, der Text härter als ein Vorschlaghammer. Mark Oliver Everett war nicht der Einzige, der sich an diesem Abend im Grunde ganz gut fühlte.
>>> www.eelstheband.com
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