Ghost Woman Anne, If


Full Time Hobby/Rough Trade (VÖ: 20.1.)

von

Lange nicht mehr so ein langes und langsames Fade-In und Fade-Out gehört. Der erste und der letzte Track dieses Albums („Welcome“ und „So Long“) bilden eine Solo-Gitarren-Meditation, die ja etwas von der Verfassung von Gitarrist und Bandchef Evan Uschenko verraten mag, aber mit den neun Songs dazwischen dann doch nicht so viel zu tun zu haben scheint. Oder vielleicht doch? Wer Ghost Woman (Uschenko und Partnerin Ille van Dessel an den Drums) live im Vorprogramm von Dry Cleaning erlebt hat, durfte lange und langsame Feedbackschleifen mit auf den akustischen Heimweg nehmen.

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ANNE, IF, das zweite Album der Kanadier binnen sieben Monaten, das zusätzlich mit Saitenmann Nick Hay entstand, ist so etwas wie ein Old-School-Bekennerschreiben geworden, vorbildlich aufgezeichnet auf einer alten Tascam-388-Tonbandmaschine. Ghost Woman zelebrieren den Donner des Underground-Rock, der im psychedelischen Fantasialand der Sechziger mit den 13th Floor Elevators seinen Ursprung gehabt haben mag und mit Ty Segall in immer neue Runden geht.

Die Songs hier sind noch etwas zupackender als ihre Vorgänger auf dem Debüt im Sommer, Ghost Woman kochen diesen Gitarrenrock ganz heiß auf, legen eine krautige Zwischenmalzeit ein („Street Meet“), um bald wieder in einer Garage-Beat-Session zu landen. Obendrauf gibt es eine Country-Ballade mit herzhaft singenden Steel-Gitarren.


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Psychedelic Rock in der Endlosschleife, in der die Zeit in Melodien verschwimmt.


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