Hatchie

LIQUORICE

Secretly Canadian (VÖ: 7.11.)

Zwischen Shoegaze und Elektropop findet die Australierin ihre eigene Stimme.

Nach ihrem eher mittelprächtigen zweiten Album GIVING THE WORLD AWAY wähnte man die australische Singer/Songwriterin Hatchie ganz sacht in der Versenkung verschwinden. Dass sie ganz genau das Gegenteil im Sinn hat, macht Harriette Pilbeam mit LIQUORICE klar. Was vor drei Jahren noch ein bisschen verwaschen und unentschlossen klang, bekommt jetzt eine klarere Form. Oder vielleicht zwei, mindestens: Einen Hang zu Shoegaze and all things Indie hatte Hatchie schon immer, und niemand anderes als Cocteau Twin Robin Guthrie remixte vor einigen Jahren ihren Song „Sure“.

Hatchie selbst traut sich in den neuen Tracks „Carousel“, „Wonder“ oder „Sage“ klangmäßig ganz in die Nähe von Britpop-Heldinnen wie Lush, packt die schönsten Melodien in atmosphärische Gitarrenwände aus Zuckerwattenfluff und Gitanes-Qualm. Der Opener „Anemonia“ ist eine verträumte Synthie-Klicker-Klacker-Ballade mit unerwartet abruptem Ende, das bittersüße „Only One Laughing“ erinnert an schottische Indie-Bands der späten Achtziger wie The Motorcycle Boy.

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Inmitten all dieser Vorbilder findet Pilbeam mehr und mehr zur eigenen Stimme, ihrer Identität. Und die ist gar nicht mehr so zart und sanft (ok, doch hin und wieder), sondern weist biografische Risse und Flecken auf, die ihrem Dream Pop sehr gut bekommen. Im letzten Track, dem hymnischen „Stuck“, bezichtigt sich Hatchie selbstkritisch des Festhängens in der Vergangenheit. Hört sich gar nicht so an.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.