Josienne Clarke

FAR FROM NOWHERE

Corduroy Punk (VÖ: 17.10.)

Wo KI versagt: eine so zarte wie eindringliche Folk-Platte.

„I like my wind north-westerly, cold and dark“. Das glaubt man Josienne Clarke gerne, die sich für die Aufnahmen von FAR FROM NOWHERE in die schottischen Highlands zurückzog. Ihre Antwort auf die Zumutungen des heutigen Musikgeschäftes ist die Besinnung aufs Wesentliche, dicht an der britischen Folktradition.

Clarkes neue Nachtschattengewächse gedeihen auf kargem Boden: anmutiger Gesang zur Nylonsaitengitarre, eingebettet in Geräusche der Umgebung, dazu ein sanfter Beat hier, repetitives E-Gitarren-Arpeggio dort. Fast opulent wirkt das monoton vor sich hinschaukelnde „AI Love You“ mit seinen Omnichord-Akzenten. Mit diebischer Freude lässt Clarke hier die emotionale Unfähigkeit von KI auflaufen, der sie andernorts die Kraft menschlicher Kreativität entgegensetzt.

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„I could tear through you with just my tongue / Scorch your skin with things I’ve sung“, heißt es im fragil-schönen „Tiny Bird’s Lament“. In „In The Dark Of The Night“ wird Musik zum Licht in der Dunkelheit. Auch Clarke leuchtet – umso stärker, je reduzierter ihre Songs. Die Rohheit bewahrt ihre natürliche Eleganz vor zu viel gediegenem Wohlklang. Was bleibt, ist zarte Eindringlichkeit. Danke, Nordwest-Wind!

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.