Junius – Junius
Streng genommen kein „richtiges“ Album, sondern eine überarbeitete Compilation aus den beiden bislang erschienenen EPs der Bostoner Band. Zuerst sind Junius ein ziemlich eindrucksvoller Beleg dafür, wie man mit maximalem Einsatz aller möglichen Mittel minimale Wirkung erzielt, und stehen somit im krassen Gegensatz zu den ihnen zugeschriebenen Referenzbands The Cure und Joy Division. Insbesondere Letztere müssen ja derzeit ohnehin so ziemlich für alles herhalten, demnächst wird man sie für Hungersnöte und Überbevölkerung haftbar machen. Indes: Nurweil man in Moll spielt und eine tendenziell düstere Stimmung zu den Dingen des Lebens pflegt, ist man noch lange nicht lan Curtis.
Ähnlich wie vor einigen Jahren My Vitriol oder Bands wie Isis verrühren die Verzweiflungsrocker von Junius Shoegazer-, Art-Rock-, Prag- und Wave-Elemente zu einer verschwurbelt-prätentiösen Soße mit Emo- und New-Metal-Konnotationen. Musik, die sich selbst viel zu wichtig nimmt, um jemals tatsächlich wichtig sein zu können. Jeder bedeutsame Ansatz wird in aufgesetzten Robert-Smith-Manierismen und einem himmelhoch aufgetürmten Gitarren-Wall-Of-Sound ertränkt. Dass der so genannte Alternative-Rock der frühen und mittleren 90er-Jahre aus heutiger Sicht etwas streng riecht und vornehmlich als Schimpfwort gebraucht wird, liegt zuerst an Bands wie Junius. Deren Texte natürlich passend zur selbstgefälligen Musik mit außerirdischen Phänomenen und dergleichen mehr hantieren. Das eigentliche Debüt kommt demnächst gar als Konzeptalbum über den russischen Psychoanalytiker und Möchtegern-Nostradamus Immanuel Velikovsky. Das macht uns fast ein bisschen Angst.
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