Kirsty MacColl – Tropical Brainstorm

Tropical Brainstorm

V2/Zomba

Lou Bega, Buena Vista Social Clubjennifer Lopez, Ricky Martin,…ähem…Geri Halliwell? Latin ist in. Ob Kirsty MacColl deshalb…? Nein, natürlich hat sie jetzt keine latinisierte Pop-Platte gemacht, nur weil andere damit gerade Erfolg haben. Wer sie und ihre Vita kennt weiß, dass sie nicht aus kommerziellen Motiven handelt. Die Grande Dame der britischen Popmusik ist nach ihrer Trennung von Produzent Steve Lillywhite (singt sie deshalb „treachery made a monster out of me..“?) auf Reisen gegangen. In Kuba und Brasilien lernte sie Spanisch und Portugiesisch und die dortige Lebensart kennen und schrieb Songs, die sie später mit Pete Glenister und David Ruffy in England aufnahm. Beste Bedingungen für eine Kulturhybride. Klanggestaltung und Rhythmus sind eindeutig von Samba und Salsa beeinflusst.Geschichten, die MacColl erzählt, handeln von Reisebegegnungen und werden mit Hang zur Humoreske vorgetragen. Nirgends wird das deutlicher als in „England 2 Colombia o“, einem Song über den Sieg des Dreilöwenteams bei der letzten Fußball-WM, über den sich MacColl nicht recht freuen kann, da sie mittlerweile auf der anderen Seite steht. Warum? Ihr Lover (Mann? Lillywhite?), so singt sie, ist ein „serial liar“, der Frau und drei Kinder sitzen gelassen hat. Bei so einem Schwein wird man schon mal unpatriotisch. Trotz allen Ärgers hat MacColl ihre melodischen Meriten nicht vergessen. TROPICAL BRAINSTORM ist in der Essenz noch immer ein britisches Popalbum mit wiedererkennbaren Merkmalen. Nur: Die Lady hat die Seele durchgelüftet, Melancholie abgeschüttelt und etwas Feierstimmung hereingelassen. „jOle!“ ruft da der Chor der begeisterten Caballeros.