Massive Attack – 100th Window :: Breitwand mit System
Viel Gedöns um nichts. Der erste Eindruck beim Hören jeden Massive Attack-Albums nach ihrem unerreichten Debüt Blue Lines. Der Stereoraum wächst auf Kathedralengröße, die Bässe haben allesamt Dub-Tiefe, der kontrollierte Klangfarbenrausch hat System. Die Pink Floyd des TripHop. Und es fallen einem die ausführlichen Pflegehinweise wieder ein, die früher in CD-Booklets abdruckt waren. Auch lOOth Window möchte man hören und dann erst einmal ausgiebig pflegen, hören und pflegen … Doch davon hat sich der Rezensent schon einmal beirren lassen: Der Vorgänger Mezzanine mit seinen Gitarrenbergen, all dem Dröhnen und der großen Verdammnis – ihm war das Theater gerade einmal vier Sternchen wert. Danach jedoch wuchs Mezzanine unaufgefordert in den Himmel und stellte sich eines Tages als nicht nur atmosphärische Großleistung heraus. Dennoch ist er wild entschlossen, den gleichen Fehler möglicherweise wieder zu begehen. Denn auch nach wiederholtem Hören will 100th Window einfach nicht magisch sein. Die Gitarren zurück in die Koffer gepackt, ein paar übrig gebliebene ganz nach hinten gemischt, klingt dieses Album einfach nur nach Massive Attack wieder ohne Gitarren. Hoher Standard, freilich. Aber eben Standard. Alle-drei-Jahre-Meilensteine-veröffentlichen-Standard. Feste-Größe-Standard. Da spielt es so gar keine Rolle, dass Grant „Daddy Gee“ Marshall erst einmal eine Papa-Auszeit genommen hat (nach Mushrooms Austieg bleiben da nun nicht mehr viele…). Und dass diesmal Sinead O’Connor in der Gastsängerinnen-Kammer Platz genommen hat (wer eins und eins zusammenzählt, weiß, wie das klingen mag), die Streicher einen arabischen Anstrich bekommen haben und der göttliche Horace Andy den Meistern aus Bristol treu geblieben ist. Trotzdem: lOOth Window minus große Erwartungshaltung = gute Platte. VÖ: 10.2. www.massiveattack.com
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