Matias Aguayo – Ay Ay Ay
Das zweite Album des Deutsch-Chilenen fördert die Migration des Afrobeat in die elektronische Musik. Es wird ja immer wieder gerne vergessen, dass alle (rhythmusgrundierten) Musiken, die auf diesen Seiten behandelt werden, ihre Wurzeln in der traditionellen afrikanischen Musik haben. Während die zeitgenössische elektronische Musik als Resultat eines Jahrzehnte währenden Reduktionsprozesses (von Soul, Funk, Disco, Hi-Energy, Techno/House bis Minimal) purer Stumpfrhythmus sein will, hat die afrikanische Musik höchste polyrhythmische Komplexität erreicht. Und hier knüpft Matias Aguayo mit seinem zweiten Soloalbum AYAY AY an. Der Deutsch-Chilene treibt das voran, was man nicht unbedingt vorschnell als neuen Trend in der elektronischen Musik ausrufen sollte, aber zumindest als Phänomen der Koinzidenz bezeichnen darf: die Migration des Afrobeat in die zeitgenössische Tanzmusik der „ersten Welt“ (sieheJimi Tenor/ Tony Allen und Mapstation). Auf AY AY AY schaukeln sich die Rhythmen in Tateinheit mit schamanischen Chorgesängen in ihrer Repetiton zu einer faszinierenden Trancemusik hoch. Diese ist gleichermaßen infiziert vom Afrobeat und von lateinamerikanischer Musik. Schon Matias Aguayos Solodebüt, dem 2005er ARE YOU REAI.LY LOST, durfte ein hoher Seltsamkeitsfaktor als Distinktionsmerkmal attestiert werden; was er allerdings auf AY AY AY treibt, diese vollkommene Außerachtlassung gültiger Gesetze elektronisch generierter Musik, verdient allergrößten Respekt. Diese Musik als Dekontextuahsierung traditioneller Musikformen steht im Resultat in keiner Tradition, sie begründet eine neue. Und das macht sie phänomenal.
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