Melody’s Echo Chamber
UNCLOUDED
Domino (VÖ: 5.12.)
Die Französin konzentriert sich auf kurze, groovige Psych-Pop-Songs mit viel Patschuli.
Was beim Blick auf die Tracklist sofort auffällt: Zwölf Songs in 30 Minuten. Melody Prochet, französischer Indie-Pop-Star mit weltweitem Netzwerk, fokussiert sich. Ihre Alben zuvor boten lange Pop-Psychedelia-Trips, viele Songs absolvierten Extrarunden, manche unnötigerweise, andere mit grandiosen Ergebnissen.
Mit UNCLOUDED ändert sie nichts am Sound: Bass und Schlagzeug klingen noch immer wie aus den Siebzigern, die Gitarren sind verspult, Streicher und Synthies öffnen die Klangräume. Der große Unterschied: Nur ein Lied ist länger als drei Minuten, einige Stücke wie „Flowers Turn Into Gold“ laufen nach einer Strophe und einem Refrain aus. Optimiert fürs Streaming? Wohl kaum, dafür klingt UNLCOUDED viel zu sehr nach der Zeit von Plattenspieler und Patschuli.
Der Albumtitel gibt den entscheidenden Hinweis: Weg mit dem Wolkigen, volle Konzentration auf das Notwendige. Es braucht ein bisschen, aber ab dem dritten Durchgang geht der Trick auf: Der Flow entsteht durch das Ganze, zusammengehalten von den süßlichen Vocals und Melodien von Melody Prochet und von den wie gewohnt genialen Gitarren des schwedischen Musikers Reine Fiske. Das tolle Finale: „Daisy“, entwickelt mit Leon Michels, Namensgeber des cineastischen Soul-Kollektivs El Michels Affair.
Diese Review erscheint im Musikexpress 1/2026.



