Patti LaBelle – Winner In You
Beim Live Aid-Spektakel zog sich Patti LaBelle während des Absingens von Wohltätigkeits-Hymnen den Groll des Prominentenchors zu, weil sie einfach jeden an die Wand sang. Sie kann nicht anders. Selbst die Balladen des Easy Listening-Meisters Burt Bacharach sind, von ihr gesungen, ein prickelnd erotisches Soul-Erlebnis. WINNER IN YOU ist ein sorgfältig geplantes und kostspieliges Album, das aus dem Star Patti LaBelle einen Superstar machen soll. Ein massives Aufgebot an Produzenten und Komponisten wurde aufgestellt: Burt Bacharach mit Carole Bayer Sager, Richard Perry, Ashford & Simpson, Neil Niamond und so weiter. Schwarz ist dabei nur die Stimme geblieben.
In einer geschickten Gratwanderung wurde eine Unverbindlichkeit erreicht, die Chanel Nr. 5, Calvin Klein-Hosen und Marlboro ohne Rücksicht auf Rasse, Religion oder Reichtum der Zielgruppe an den Mann bringt. Die Songs wurden nicht mit zwingenden Hooklines für den kurzen Ohrwurm-Effekt geschrieben, sondern mit jener Allgemeingültigkeit, die ein Album ewig in den Charts hält. WINNER IN YOU kann von der Bruce Springsteen-Gemeinde genauso geliebt werden wie von Soul-Puristen oder Lionel Richie-Verehrern.
Was das Album von handelsüblichen Megasellern unterscheidet, ist Patti LaBelles Stimme. Sie hat ein kehliges, kraftvolles Timbre, das sie vor Diana Ross-Süßlichkeiten bewahrt — und einen inbrünstigen Soul, an dem man nicht vorbeihören kann. Selbst in verhaltenen Balladen erzeugt sie eine Dynamik, die nur wenige Stimmen schaffen.
Der massive Einsatz der Studio-Elite schaffte einen dezenten Schub von unten, ohne auch nur einmal in den Vordergrund zu treten. Es ist auch kein Platz mehr neben einer Persönlichkeit wie Patti LaBelle.
Es ist keine Kunst. Hits zu produzieren. Aber es ist eine Kunst, ein Album wie WINNER IN YOU zu machen. Tina Turner kann Urlaub machen.
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