Rammstein

Sehnsucht

Seit David Lynch zwei Songs ihres Debütalbums HERZELEID in seinem Streifen „Lost Highway“ verbraten hat, sind Rammstein auch intellektuell hoffähig geworden. Dabei hätte es der Schützenhilfe des renommierten Regisseurs gar nicht bedurft. Die Formation ist – wie man weiß – seit geraumer Zeit auf Erfolgskurs. Ihr zweites Album, SEHNSUCHT, knüpft folgerichtig dort an, wo HERZELEID aufhörte. Musikalisch fährt man wieder schweres Geschütz auf. Die Gitarren donnern – um im martialischen Jargon der Band zu bleiben-wie Düsenjäger aus den Boxen, Drums und Synthies sorgen für tanzbares Endzeitgedröhne. Das Ganze ist weder originell noch sonderlich unterhaltsam. Aber was die Truppe zum Diskussionsthema macht, sind ja vor allem ihre Texte. Hier regiert das wohlkalkulierte Spiel mit dem Feuer. Inzest, Sadomasochismus, Mord, die ganze Palette des ganz normalen Wahnsinns eben. Provokation als Selbstzweck. Ginge auch o.k., wären die Lyrics selbst nicht so erschreckend stupide und stumpf. Beispiel gefällig? „Ich möchte deine Träne reiten/Übers Kinn nach Afrika/Und zwischen deinen Schenkeln suchen/Nach dem Schnee vom letzten Jahr.“ Die Band weiß nicht, mit der Sprache umzugehen, verwechselt Gewaltvokabular mit Wortgewalt. Hier hat man es nicht mit „obsessiven Sprachbildern“, wie das Presseinfo deliriert, zu tun, sondern mit reinem Stuß. Pseudo-Prosa pubertärer Pennäler, die Rimbaud gelesen, aber nicht verstanden haben. Was bleibt, ist bestenfalls ein entkoffeinierter Aufguß von Marilyn Manson. Und unter uns – wer braucht den schon?