Richard Ashcroft
LOVIN‘ YOU
RPA (VÖ: 10.10.)
Mehr Licht, weniger Schatten: Die Britpop-Legende schlägt Haken.
Sieben Jahre liegt das letzte Richard-Ashcroft-Album NATURAL REBEL zurück, und unter uns: Es war ein Betriebsunfall, weil die wenig inspirierenden Texte von Musik flankiert wurden, die ebenfalls knietief im Klischee watete. Nun ist es nicht so, dass der frühere The-Verve-Frontmann in den letzten Jahren zum Shakespeare gereift wäre. Wohl aber hat er sich wieder in einen Pop hineingefuchst, der Erwartungen negiert, Haken schlägt und nicht immer den einfachsten Weg sucht.
Das wird vor allem in der ersten Albumhälfte deutlich: So ist das eröffnende „Lover“ mit seinem Winken Richtung World Pop verwandt mit dem, was Anfang der 1990er-Jahre in Manchester passierte. Die Lust an der Abwechslung findet in den dezenten Americana-Querverweisen von „Out Of These Blues“ und im muskulösen Rock von „Heavy News“ eine gelungene Fortsetzung, bevor „I’m A Rebel“ von Produzenten-Silverager Mirwais Richtung Seventies-Disco und French House geschoben wird – und einen Ashcroft zeigt, der sich der Kopfstimme bedient.
Auch der Titeltrack sucht mit markanten Big Beats den Tanzboden. An anderer Stelle fehlt diese Prägnanz. Dann versinken die Songs wieder in jener Belanglosigkeit, die immer einer der Bestandteile von Ashcrofts Solo-Katalog war. Aber, und das ist ein groß geschriebenes Aber: Wenn der Meister im abschließenden Lamento „Fly To The Sun“ von den Grausamkeiten des Lebens singt und davon, wie der Himmel weint, weint man gerne mit.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.


