The Witch :: Regie: Robert Eggers

Es war einmal... ein Horrorfilm, wie es so noch keinen gab.

„A New-England Folk Tale“. So lautet der Untertitel des Regiedebüts von Robert Eggers, ein junger Amerikaner, der bislang als Illustrator und Setdesigner in Erscheinung getreten war. Wie alles andere bei diesem Film ist er mit Bedacht gewählt. Er verortet diesen Horrorfilm, dessen Motive so vertraut erscheinen, der aber doch alles ganz anders macht, als man zunächst glaubt, und einen verändert aus dem Kino entlässt, einerseits in einer klar definierten Realität, dem entbehrungsreichen Leben frommer Siedler Mitte des 17. Jahrhunderts im puritanischen Osten Nordamerikas. Andererseits kündigt der Untertitel aber auch an, genau jene Realität und ihre Gesetze auszusetzen: ein Märchen eben, mit unheilvoller Stimmung, dunklem Wald und, klar, Hexen, die in jenem Wald hausen und nach dem Leben kleiner Kinder trachten und vielleicht noch mehr, wer weiß. Daraus bezieht „The Witch“ seine ureigene Spannung.

Es ist ein Film im Schwebezustand. Das hat der Zuschauer mit den Figuren gemein: Man ist hoffnungslos gefangen in der eigentümlichen Welt, die sich einem da auftut. Nie weiß man so recht, ob das Gesehene wirklich geschieht oder doch nur Ausdruck eines langsam um sich greifenden Wahnsinns ist. Eines Wahnsinns, der eine einfache Quäkerfamilie befällt, die, abgeschnitten von allen sozialen Kontakten und geächtet von ihrer Gemeinde, in einer notdürftig errichteten Hütte in der Wildnis von Neu-England auf sich allein gestellt ist. Isolation und Gottesfürchtigkeit sind ein explosives Gemisch. Vorangetrieben von der Verzweiflung, die vom Ausbleiben der Ernte und dem spurlosen Verschwinden des jüngsten Sohnes ausgelöst wird, entsteht ein Überdruck, der sich entladen wird. Das steht fest, das weiß man.

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Aber wie es dann geschieht, wie das 14-jährige Mädchen Thomasin mit ihrer ihre erwachenden Sexualität und der Entschlossenheit, dem strengen Vater die Stirn zu bieten, in den Mittelpunkt rückt, das ist das Genialische an Eggers’ Film, der seine Figuren ganz radikal in den Idiomen der Zeit sprechen lässt. Mit handelsüblichen Okkultschockern hat das wenig zu tun, eher mit Ken Russells Meisterwerk „The Devils“ und, mehr noch, dem strengen Kino von Ingmar Bergman und Carl Th. Dreyer: „Tage des Zorns“ fürwahr, mit einer unheilvollen Stimmung, wie sie sich Lars von Trier für seinen „Anti-Christ“ gewünscht hätte.

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