XTC :: Transistor Blast: The Best Of The BBC Sessions

„Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, als ich diese Tapes zum erstenmal hörte“, erklärte ein reichlich amüsierter Andy Partridge kürzlich. „Unsere Naivität ist in jeder Note zu hören – und wir dachten damals, wir würden damit die Welt verändern.“ Das sind fast spöttische Reflektionen eines stets selbstkritischen, mißtrauischen und ironisierenden Beobachters, der seine Rolle nach über 20 Jahren Popgeschäft etwas desillusioniert sieht. Die Rede ist von den 51 Tracks der 4-CD-Box TRANSISTOR BLAST, die, in Form eines handlichen Kofferradiomodells der fünfziger Jahre verpackt, eine der begnadetsten Popbands der britischen Insel erneut aufleben läßt. Wie der Untertitel THE BEST OF THE BBC SESSIONS unmißverständlich klarmacht, handelt es sich hierbei keinesfalls um einen üppig ausgewalzten Best-Of-Verschnitt mit Studio-Outtakes, sondern um eine umfangreiche Kollektion mit größtenteils raren Aufnahmen, die XTC in den vergangenen zwei Dekaden für den staatlichen britischen Rundfunk BBC einspielten. Das in hervorragender Qualität überspielte Material teilt sich in je zwei in auffälligem New Wave-Design gestylte CDs in durchsichtigen, bonbonfarbenen Slip-Cases auf: Studio Sessions und Live In Concert Recordings. Bei den exklusiven Radio-Sessions von 1977 bis 1989, die in den Maida Vale Studios der BBC von John Peel, Kid Jensen (erinnert sich noch jemand an den?), Andy Kershaw, Richard Skinner sowie Bruno Brookes aufgezeichnet wurden, finden wir 26 exzellente Tracks. Darunter druckvoll gespielte Bandklassiker wie „Life Begins At The Hop“, „Garden Of Earthly Delights“, „When You’re Near Me I Have Difficulty“, „I’m Bugged“, „Another Satellite“, „The Meeting Place“ und „Making Plans For Nigel“, die auch heute noch zeitlos klingen. Ein Teil dieser Songs war zwar schon auf dem England-Import-Album DRUMS AND WIRELESS zu finden, doch wurde dieser Pack jetzt durch neun weitere – bis dato unveröffentlichte -Aufnahmen ergänzt, die XTC als kompaktes Power-Pop-Ouartett mit dem Hang zu süperben Ohrwurmharmonien präsentieren. Drei chronologisch nach Jahren angeordnete komplette Live-Mitschnitte,“Sound & Sound Concert“ (9. März 1978),“Paris Theatre“ (17. Januar 1979) und das 1992 schon als Einzel-CD erschienene „Hammersmith Odeon-Konzert“ (22. Dezember 1980), belegen auf den CDs Nummer 3 und 4 des Box-Sets exemplarisch, wie schnell sich die Band zu einem überzeugenden Bühnenact entwickelt hat – und dank der BBC-Toningenieure kommt dieser Beleg in absolut hörenswerter HiFi-Stereo-Oualität. Einige wenige Überschneidungen zu den Studio-Sessions sind hierbei natürlich nicht zu vermeiden. Doch die recht unterschiedlichen Konzert-Versionen von Songs wie „The Rhythm“, „Making Plans For Nigel“ und „Life Begins At The Hop“ machen diese Doppelungen wett. Auch vor dem Hintergrund, daß Liveshows für XTC mittlerweile definitiv der Vergangenheit angehören: „Touren ist ein aufregendes Spielfeld für junge Menschen“, erläutert Andy Partridge, der Tourneen gegenüber von jeher abgeneigt war, „es interessiert mich überhaupt nicht mehr. Ich sehe mich mittlerweile mehr als Manager oder Trainer. Überlaßt das Abenteuer, sich vor Publikum zu produzierenden Kids.“ Ein Grund mehr,die Konzertmitschnitte von damals als historische Schätze einer unwiederbringlichen Vergangenheit anzusehen und zu hüten. Den Großtaten seiner Jugend steht der Mittvierziger Partridge, der gemeinsam mit Kollege Colin Moulding die Liner-Notes im Booklet verfaßte, selbst heute noch ironisch und kritisch gegenüber: „Tja, dieser 20 Jahre jüngere Andy sang nicht besonders gut, seine Songs waren Mod ä Go Go-Müll und er spielte Gitarre wie Robby der Roboter, der die Regale in einem Warenhaus in Debenham auswischte. Aber schließlich, und dies ist eine Enthüllung, vergebe ich ihm. Er ist mir nicht mehr peinlich. Weder er, noch seine pickligen, pennälerhaften Kohorten.“