Rock im Park – der Freitag: Metallica-Fans brüllen ins Megafon


Am Freitag fieberten alle dem Auftritt der Metal-Legenden von Metallica entgegen. Ihr Auftritt fing unentschlossen an, am Ende aber waren alle Fans begeistert.

Wie schön Festivals doch am ersten Tag noch sein können! Die Zuschauer riechen noch nicht so streng, die späteren Hobby-Exhibitionisten sind noch nahezu nüchtern und fast vollständig bekleidet, die Dixie-Toiletten wären beinahe begehbar – und man fühlt sich wie im Club-Urlaub.

Aber dann endlich: Musik. Den Startschuss für den ersten Tag gaben am Freitag die Mittelalter-Rocker von In Extremo. Zu Dudelsack-Klängen und gewohnt ausgelassener Stimmung ließ die siebenköpfige Band die sonnenverbrannte Masse pogen und schwitzen. Apropos schwitzen: Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen bis zu 30°C stehen bevor.

Irritierend wirkte der anschließende Bühnen-Auftritt von Markus Söder, dem bayrischen Finanzminister. Im Kiss-T-Shirt signierte der alte Rockfan eine Gitarre, deren Erlös aus der geplanten Versteigerung für den Wiederaufbau der kürzlich ausgebrannten St. Martha Kirche in Nürnberg eingesetzt werden soll. Denn „Sind wir nicht alle in Wahrheit Rock’n’Roller?“, wie uns Söder etwas verkrampft zuzwinkert. Ist ja eigentlich auch viel authentischer, bei einem Rock- und Metal-Festival kein Bandshirt zu erstehen, sondern einfach mal einen Kirchenaufbau mitzufinanzieren.

Dann übernehmen Alter Bridge die Bühne und liefern ein anständiges Set lang Alternative-Rock ab. Die ersten Sonnenstich-Opfer ruhten mittlerweile im kleinen bisschen Schatten rund um Imbissbuden und wurden von vorfreudigen Metallica-Fans per Megaphon angeschrien. In jene ausgelassene Stimmung traten Avenged Sevenfold mit einer Mischung aus Pyrotechnik und Stimmgewalt auf den Plan – auch nach 15 Jahren Bandgeschichte haben die „neuen Götter des Heavy Metal“ noch nichts von ihrer Kraft verloren.

Die Masse fing nun langsam an zu kochen – ob aus Vorfreude, Hitze oder Unmut über die wieder einmal horrenden Bierpreise sei aber dahingestellt. Alle skandierten den Namen der Headliner: Metallica. Pünktlich um 20.35 Uhr flammten die Videoleinwände auf – und sofort hätte man vor lauter Fremdscham irgendwohin versinken wollen.

James Hetfield, Ulrich und Konsorten gaben in einem zweiminütigen Clip bekannt, dass Metallica bei ihrer diesjährigen Tour „by request“ spielen, also einen Song nach Wünschen der Fans. Zur Auswahl stehen jeweils drei verschiedene, die Band will es also nicht allzu schwer haben, bitte.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge durfte man zusehen, wie die Altrocker verzweifelt dem Social-Media-Zug nachliefen, während man immer und immer wieder daran erinnert wurde, doch noch schnell brav mitzuvoten und die Ergebnisse mit all seinen virtuellen Freunden zu teilen: Gewählt wurde an diesem Abend dann „The Day That Never Comes“.

Es war einfach auch noch zu hell für den Metallica-Auftritt. Wahrscheinlich machen die Jungs auf ihre alten Tage nicht mehr alle Nächte durch, aber im immer noch strahlenden Sonnenschein wollte keine richtige Stimmung aufkommen. Nach rund einer Stunde hatten sich die Herren dann aber warm gespielt und der Himmel endlich seine unpassende, flamingorosa Tönung abgelegt, sodass mit „One“ die Show erst richtig begann. Noch gut eine Stunde wurde dann weiter gerockt, das Finale bildeten erwartungsgemäß die Klassiker „Whiskey In The Jar“, „Seek & Destroy“ und „For Whom The Bell Tolls“.

Anschließend wurde die Arena geöffnet, in der auf der Clubstage Rudimental auftraten. Mit zahlreicher musikalischer Unterstützung bot das Quartett eine energiegeladene Performance voller Tanzeinlagen und guter Laune, den gelungenen Abschluss bildeten danach das Salzburger Electro-Duo Klangkarussell.

Die Masse wankte zufrieden zurück in ihre Zelte, um sich für die Acts des zweiten Tages auszuschlafen: Unter Anderem werden Mando Diao, Kings Of Leon, Queens Of The Stoneage, Nine Inch Nails, Ghost und Anthrax unsere volle Aufmerksamkeit verlangen.