ROCK-WOLPERTINGER


Zu früh getreut. Nach zähem Suchen glaubte die internationale Musik-Journaille endlich das richtige Stichwort zur Ablage von King’s X gefunden zu haben: New Age Metal mit einem Hauch Soul. Doch das texanische Trio denkt nach dem Achtungserfolg der letzten Scheibe GRET-CHEN GOES TO NEBRASKA gar nicht daran, irgendwelchen Erwartungen zu entsprechen. Ihr drittes Album FAITH. HOPE. LOVE enthält vorrangig langsamere Songs. „Es sind jedoch keine Balladen für zärtliche Stunden bei Kerzenlicht, weil immer noch verdammt viele schreiend harte Gitarren für Verwirrung sorgen“.

gnnst Bass- und Frontmann Doug Pinnick, wohlwissend, daß sich seine Band mal wieder jeglicher Kategorisierung entzogen hat. „Absolut unvergleichlich und originell“ staunte denn auch Living Colours Gitarrist Vernon Rcid, seit langem Fan der Band aus Springfield/Montana.

Der dunkelhäutige Pinnick sorgt mit seinem inbrünstigen Gesang dafür, daß auch auf der Stimm-Seite der King’s X-Sound garantiert unverwechselbar bleibt. Seine Roots: „Game! wai sicherlich ein Einfluß, aber meine wahren Idole sind Sly Slone. Stevie V/onder und Paul Rodgers.“ Während für die ersten beiden Alben die Arbeil am Mikro fast vollständig vom Mann mit dem Irokesenschnitt erledigt wurde, übernimmt auf der neuen LP Gitarrist Ty Tabor öfter die Lead Vocals. Tabor wiederum isl eingeschworener Beatles-Fan, was auf dem Album kaum zu überhören ist und Kollegen Pinnik den Seufzer entlockt: „Unsere Einflüsse sind grauenhaft verschieden. Es hat Jahre gedauert, bis wir gelernt haben, all diese verschiedenen Vorlieben und Wurzeln zu einer Musik zusummenzubasteln, die irgendwie Sinn macht. Das war mit viel Schmerz, Kampf und langen Diskussionen verbunden. Am Ende kommen wir jedoch fast immer zu gemeinsamen Entscheidungen.“

Auch wenn sich ihre Texte vielfach mit Themen wie Liebe, Frieden und Religion befassen, als Heilige des Hard Rock sehen sich die Drei aus Houston keineswegs. „Wir haben keine Angst unsere Gefühle zu zeigen, doch wir singen auch viel über Alltägliches. Zwar sind wir gläubige Christen, jedoch keine Missionare — wir sind eben nur ein paar Typen, die Rock V Roll spielen.“