Rod Stewart


Eine viel zu grosse Nase, lustige Frisur, vielfarbige Anzüge, eine wilde Show und eine Stimme, die der von Radio Luxemburgs D.J. Peter Koelewijn ähnelt (andersrum geht’s auch): Rod Stewart, der Mann, der seit „Maggie May“, „Reason To Believe“ und „I Know I’m Losing You“ den Höhepunkt seines Ruhmes erreicht hat und der zuletzt mit „Stay With Me“ sogar das heimatliche Karnevals Gejohle übertönt hat. Wenn man sich dann noch realisiert, dass seine Solo LP „Every Picture Tells A Story“ und die LP, die er mit den Faces aufgenommen hat, „A Nod’s As Good As A Wink … To A Blind Horse“, beide beängstigend hohe Verkaufsziffern erzielt haben, dann liegt auf der Hand, dass Mr. Stewart und die seinen heute einen nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Popszenerie bilden.

Soziale Probleme und Misstände

Rod Stewart findet es sehr schwierig, die üblichen Themen wie Liebesglück und -unglück zu besingen. Sein Interesse richtet sich mehr auf die sozialen Probleme und Misstände, in denen seine Mitmenschen heutzutage leben. Einen Song über den Krieg in Vietnam zu schreiben, findet er jedoch unnötig, weil es seiner Meinung nach schon viel zu viele Leute gibt, die sich damit ein sehr gut belegtes Butterbrot verdient haben. Die Notstände in Bangladesh zu besingen, ist auch nicht unbedingt sein Fall. Stewart Interessiert sich mehr für die Probleme von Menschen in seiner nächsten Umgebung. Die grosse Arbeitslosigkeit in den Werften von Glasgow und der Glaubensstreit in Irland zum Beispiel sind Angelegenheiten, die ihn beim Schreiben von Texten und Musik inspirieren. Es wird sehr viel vom Ende der Menschheit gesprochen, dass bald in Sicht sein soll, wenn die Bevölkerung und technischen Fortschritte im gleichen Tempo zunehmen werden, wie das zur Zeit der Fall ist.

Rod: „Das ist tatsächlich eine Frage, die mich sehr beschäftigt 1983 wird es, so sagt man Jedenfalls, In England ungefähr 68 Millionen Menschen geben. Man sagt voraus, dass wir auf diese Weise das Jahr 2000 nicht mehr erleben werden. Es gibt also wenig Hoffnung“ Es gibt Musiker, die wenn sie populär geworden sind, die Aufmerksamkeit des Publikums auf ihre

alten Platten zu lenken versuchen. Rod: „Das finde ich nicht schlimm. Selbstverständlich entsprechen diese Platten nicht meinem heutigen Niveau, aber wenn es Leute gibt, denen die alten Sachen noch gefallen, müssen sie es selbst wissen. Ich bin, was das betrifft, völlig mit meiner Plattenfirma im Einvernehmen, obwohl ich vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen, anders darüber denke“. Glaubst du, dass jemand, der erfolgreich ist wie du jetzt, die breite Masse dazu beeinflussen könnte, etwas zu tun, was sie normalerweise nicht tun würden? Rod: „Das weiss ich genau. Nur sehe ich keinen Sinn darin, bewusst Gewalttätigkeiten herbeizurufen. Für uns ist es die grösste Genugtuung, wenn die Leute während eines unserer Konzerte aufstehen und zur Musik mittanzen. Dann weiss ich, dass sie sich amüsieren und darum geht es mir“. Wurde bei euren Auftritten nie jemand verwundet? Rod: „Doch, das war auch schon der Fall. Es wurden manchmal viel mehr Karten verkauft, als Menschen in dem Saal Platz haben konnten. Damit fordert man Unfälle heraus. Während eines unserer Konzerte in Amerika bekam jemand einen Mikrofonständer ins Gesicht. Zum Glück war die Verletzung weniger schlimm, als es zuerst den Anschein hatte“.

Fussball und Bier

Hast du dich völlig unter Kontrolle, wenn du auf der Bühne stehst? Rod: „Im allgemeinen schon. Wir wissen genau, wie weit wir gehen können“. Ursprünglich warst du Fussballer. Was tut ihr, um in guter Kondition zu bleiben? Rod: „Das einzige, was wir ab und zu tun, ist eine Runde Fussball. Abgesehen davon, leben wir recht ruhig. Musik zu machen ist eine sehr ermüdende Angelegenheit, wenn man es so tut, wie wir. Wenn ich zuhause ein paar Songs ausgearbeitet habe, bin ich müde und möchte mich nur noch entspannen. Dann spiele ich mit den Jungen ein bisschen Fussball und hinterher trinken wir alle ein Glas Bier“. Hast du nicht Angst davor, dass durch die viele Aufmerksamkeit, die dir zur Zeit zuteil wird, das Interesse des Publikums zurückgehen könnte? Rod: „Ja, das bereitet mir schlaflose Nächte, aber ich konnte daran bis heute nicht viel verändern. Mir wurde wirklich schlecht, als ich vorige Woche die englischen Musikzeitungen aufschlug und überall Fotos von mir sah“. Glaubst du, dass du wegen deiner Solo-Aktivitäten noch einmal in Konflikte mit den Faces geraten könntest? Rod: „Nein, aber es ist wirklich schwierig, beide Aktivitäten fortzusetzen. Ein Tag hat nur vierundzwanzig Stunden und so wie es jetzt aussieht, ist das viel zu wenig für uns. Ich denke, dass wir unsere Kräfte in Zukunft vereinigen, anstatt sie individuell zu verteilen. Ohne die Band könnte ich nie ein gutes Rock’n’Roll-Album machen. Die Solo Arbeit verschiebe ich noch ein bisschen. Das ist für uns alle die beste Lösung“.