Ruin live mit dem Solistensemble Kaleidoskop


Maler Martin Eder gehört zu den Menschen, die auch musikalisch Akzente setzen wollen. Als visueller Künstler ist er etabliert, seiner Liebe zum Black Metal frönt er mit Ruin.

In der Hauptstadt lockt das

Art Forum Berlin

zum gemeinsamen Kunstgenuss. Doch Gegenwartskunst besteht aus weit mehr als nur Bildern und Skulpturen, denn auch Musik ist dazu zu rechnen. Maler

Martin Eder

gehört zu den Menschen, die auf beiden Spielwiesen Akzente setzen wollen. Als visueller Künstler ist er etabliert, seiner Liebe zur bis zu Black Metal reichenden dunklen Musik frönt er mit

Ruin

. Einen Seelenverwandten hat er in Mayhem-Sänger

Attila Csihar

gefunden, mit dem er dem Berliner Szene-Juwel Berghain finsterste Jenseitsvisionen bereiten möchte.Der Stahl-Beton-Koloss ist dank des Kunst-Publikums gut gefüllt, als

Void Of Voices

, das Solo-Projekt von Attila Csihar, gegen 22h das erste Wabern aus der Anderswelt ertönen lässt. Attila steht alleine in schwarzer Robe über Effektgeräte gebeugt, erschafft nahezu alle Töne mit seiner Stimme, Loops und Verfremdungen, während hinter ihm an die massiv in die Höhe ragende Betonwand immer neue okkulte Bilder projiziert werden. Was wie eine Lovecraft-Vision klingt, ist live nicht leicht zu schlucken. Das mitunter beeindruckend tiefe Brummen verscheucht viele alternde Kunstliebhaber in die weitläufigen Räume des für seine Separees bekannten Berghains, bis nach rund 50 Minuten die zwischen rituellen Cold Meat Industrie-Projekten und diabolischer Messe angesiedelten Sounds wieder verebben.Wenig später nehmen

Solistensemble Kaleidoskop

– gefeierte Protagonisten der Neuen Musik – auf der kleinen Bühne Platz, während Martin Eder als Mischung aus Nick Cave und alterndem Kurt Cobain direkt daneben seiner Band Ruin vorsteht. Was aus den Boxen dröhnt, besteht noch immer eher aus Tönen, denn aus Musik, doch der Sound wird zugänglicher, es entstehen immer wieder neue Strukturen im destruktiven Chaos aus Streichern, verfremdeter Gitarre, Schlagzeug und Bass. Leider spielen das Solistensemble und Ruin nur selten wirklich zusammen, wechseln sich stattdessen ab. In den seltenen Kombinationen beider Klangwelten erwächst entsprechend deutlich mehr Neues, als bei den Solo-Läufen. So bleiben vor allem Geräusche, Destruktion und seltsame Geste – doch es geht auch nicht um Ohrenschmeichelei, sondern um Visionen.Um die durchaus hingebungsvolle Destruktion von Klassik, Drone Doom und Black Metal, deren zerbrochene Einzelteile zu neuen Kakophonien zusammengesetzt werden. Das ist manchmal nur schwer als Unterhaltung wahrzunehmen, und manche Bühnengeste wirkt etwas gewollt finster – doch der Avantgarde-Ansatz, die dem Metaller so bekannten Schwarzwelten von einer ganz anderen Warte zu betreten, ist mindestens interessant.Den vollständigen Artikel lesen Sie auf der Website des

Metal Hammer

.

Tobias Gerber – 11.10.2010