RY Cooder


Chicken Skin Music (1976)

Seine Meisterschaft im Umgang mit traditionel-I len Sounds zwischen Folk, Blues, Country und Soul war schon vorher unbestritten: Alben wie „Into The Purple Valley“ und „Paradise And Lunch“ hatten dem uneitlen Gitarren-Virtuosen zumindest überschwengliche Kritiken eingebracht. Doch mit „Chicken Skin Music“ setzte der Archivar Ry Cooder neue Akzente: Zum ersten Mal adaptierte der Gitarrist aus L.A. nicht „nur“, sondern wagte den direkten Dialog mit einer regional verwurzelten Musik-Kultur. Schon 1972 hatte Jimenez, der „Chuck Berry Of The Squeezebox“, sein Akkordeon für Fellow-Texan Doug Sahm (ex-Sir Douglas Quintett) und vor illustren Gästen wie Dr. John und Bob Dylan ausgepackt. Doch während Jimenez in diesem Kontext eher ein exotischer Sound-Tupfer blieb, integrierte ihn Ry Cooder mit bewundernswerter Leichtigkeit als gleichberechtigten Partner. Was umso erstaunlicher ist, als „Chicken Skin Music“ nicht explizit in Conjunto-Music machte, sondern vom Repertoire her gewohnte Cooder-Standards erfüllte. Doch es funktionierte prächtig — egal, ob mit bitterem Schmelz (Mose Allison’s „He’U Have To Go“) oder Schmackes („Smack Dab In The Middle“). Cooder und Jimenez vertieften ihre Kooperation live mit gemeinsamer Band und kamen auch noch in den 80ern immer wieder im Studio und auf der Bühne zusammen. Doch wer die Geburtstunde einer ungewöhnlichen Liaison miterleben will, muß auch weiterhin auf das Original zurückgreifen. Und das heißt „Chicken Skin Music“.