Ry Cooder und David Lindley


Ein akustischer Abend mit Ry Cooder und David Lindley im Hamburger Stadtpark: An diesem viel zu kühlen Juliabend waren die Jahrgänge 1965 bis 1975 ziemlich stark unterrepräsentiert.

Aber das störte niemand, als die beiden Kalifornier inmitten ihres stolzen Saiten-Zuptparks Platz nahmen. Fast wirkten sie mit all den Gitarren unter dem weit ausladenden Zeltdach ein wenig verloren. David Lindlev und schmecke, gleichwohl aber vermimte erwartungsgemäß den Waldschrat aus Freakhausen; Cooder, ganz lässig in Badelatschen, sah aus, als hätte man ihn gerade aus der Dusche hervorgezerrt.

„I’m A Hog For You, Baby“ – hinterfotziger Rhythm & Blues dieser älteren Bauart (einst auch Kernstück des ganz frühen Repertoires von Dr. Feelgood) liefert das rechte Elixier für Lindleys komödiantische Talente, die auch die Zwischenmoderationen beherrschen. Da ruft der Auto-Narr Lindley auch schon mal öffentlich zum Wagendiebstahl auf (ein weiß-blaues VW-Cabriolet hatte es ihm angetan) oder beichtet sein „unheiliges Verhältnis“ zu jener merkwürdig konstruierten Bongo-Schellen-Trommel. mit deren Hilfe er sich in der rummelnden Neuauflage des alten Stones-Hits „It’s All Over Now“ als begabter Aushilfs-Perkussionist vorstellt.

Cooder mag ob solcher Eloquenz nicht hintanstehen und beschwert sich, rhetorisch versiert, über die Qualität des Hotelessens, das zwar von morgens bis abends immer gleich aussehe schiedene Namen trage: „Bacon, sausage, pork chops …“ – ein schweres Los, fürwahr, zumal für Cooder, den Vegetarier. Der wechselt wie Lindley seine Instrumente so oft wie Dressmen ihre Klamotten, läßt sich dabei auch von technischen Pannen nicht aus dem Konzept bringen und seziert das musikalische Rohmaterial immer so, wie es die jeweilige Duo-Situation gerade erfordert – ob schlichter Rock ’n‘ Roll, bewährter Blues (Leadbellys Ausflug nach Washington im „Bourgeois Blues“) oder Country-Folk (ein etwas langatmiges Intermezzo aus dem gemeinsamen Soundtrack LONG RIDERS).

Ach ja, der Rock ’n‘ Roll: Nichts gegen „Whole Lotta Shakin‘ Goin‘ On“ und ähnliche Kamellen. Doch ein wenig abenteuerlicher hätte das Programm schon ausfallen können. So war“s nur ein netter Abend mit zwei Ausnahmezupfern, die längst jenseits von Zeit und Raum musizieren und dabei auf ein treues Publikum bauen können.