Sinkane


Jahrelang war Ahmed Gallab Session-Musiker für Bands wie Caribou und Yeasayer. Jetzt tritt er als Sinkane selbst ins Rampenlicht.

„Ich fühlte mich, als wäre ich auf dem Mars gelandet“, sagt Ahmed Gallab. „Wie ein Fremder in einem fremden Land.“ Ein Leben voller Umzüge konnte den Multiinstrumentalisten nicht darauf vorbereiten, sich wieder so allein zu fühlen, wie in seinen ersten Wochen in New York. Dabei hatte Gallab das Gefühl schon früh kennengelernt: Als Kind emigriert er mit seinen Eltern aus dem Sudan in die USA. Jahrelang zieht die Familie von Stadt zu Stadt, bis sie sich schließlich in Columbus, Ohio niederlässt. Dort macht Ahmed erste Bekanntschaften mit Musikern aus der Hardcore-Szene: „Die Bands, die mich inspiriert haben, waren nicht irgendwelche überlebensgroße Figuren wie Radiohead„, sagt er. „Diese Musiker lebten in unserer Stadt und nach der Show konnte man mit ihnen quatschen.“

Bald macht sich Gallab als Session-Musiker einen Namen. Er spielt mit Bands wie Caribou, Of Montreal und Yeasayer. Nebenbei schreibt er unter dem Namen Sinkane eigene Songs und veröffentlicht die EP „Color Voice“ sowie ein unbetiteltes Debütalbum. Die Solokarriere betreibt Gallab zunächst jedoch eher als Hobby: „Ich glaube, es war schlau, die Dinge nicht zu überstürzen“, sagt er. „Bei meiner ersten eigenen Platte war ich 24 Jahre alt und noch ziemlich grün hinter den Ohren. Ich habe erst von all den Bands, mit denen ich gespielt habe, gelernt, mich im Musikbusiness zurechtzufinden.“

Nach einer Tour mit Yeasayer zieht Gallab nach New York und nutzt das Gefühl der Isolation, um konzentriert an seiner eigenen Musik zu arbeiten. Die neuen Songs werden poppiger und konziser als bisher: Auf seinem Debüt Mars mischt er gleichermaßen elegant und tanzbar 70s-Funk und Acid Jazz mit Einflüssen von sudanesischen Pop-Künstlern wie Mohammed Wardi und Sharhabil – das Ganze mit einer Leichtigkeit, die zu keinem Zeitpunkt vermuten lässt, wie schwer die Geburt des Albums eigentlich war. „Ich habe bereits 2009 mit den Aufnahmen begonnen, aber damals wusste ich noch nicht, was ich wollte. Es hat nichts wirklich funktioniert. Deshalb habe ich alles verworfen und neu aufgenommen“, erzählt er. „Die zweite Version der Platte habe ich unabsichtlich gelöscht, also musste ich sie komplett aus dem Gedächtnis heraus noch ein drittes Mal aufnehmen. Das war schon frustrierend, aber letztlich hat es sich gelohnt: Die ersten beiden Versionen des Albums waren bei Weitem nicht so gut wie die fertige Platte.“

Obwohl auf Mars viele Gastmusiker, unter anderem Ira Wolf Tuton von Yeasayer und George Lewis Jr. alias Twin Shadow, zu hören sind, hat Gallab die Platte im Grunde allein aufgenommen. Mittlerweile ist Sinkane mit Mikey Freedom Hart, Ish und Gallabs ehemaligem Yeasayer-Kollegen Jaytram zur Band mit fixen Mitgliedern geworden: „Ich habe immer noch eine genaue Vorstellung davon, wie die Musik klingen soll, und ich bleibe der Bandleader, aber ich habe jetzt die Möglichkeit, mit einigen der großartigsten Musiker der Welt zu arbeiten“, sagt Gallab. „Und ich finde Musikmachen ist immer dann am besten, wenn es eine Konversation zwischen mehreren Leuten ist.“

Albumkritik ME 12/12

Der Künstlername stammt vom Text des Kanye-West-Songs „Never Let Me Down“: Den Namen des darin zitierten Sklavenanführers Joseph Cinqué verstand Ahmed Gallab als „Sinkane“ und beschloss, sein Soloprojekt so zu nennen.

Als Produzent der Debütplatte Mars fungierte Gallabs Schulfreund Greg Lofaro, der die Aufnahmen per Telefon und Mail betreute.

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Neben Caribou, Of Montreal und Yeasayer spielte Gallab schon mit Eleanor Friedberger und Born Ruffians.

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Klingt wie: Parliament, The Meters, Stevie Wonder