Sluts Of Trust


Kill Rock Stars! Werdet selber welche! Und wie zwei Schotten das alles managen.

Theater der Welt, mon dieu! Man muss sich das so vorstellen: Jeden Sommer rennt ein Haufen junger Menschen dem „Scottish Youth Theatre“ in Glasgow die Türen ein, um an den dortigen Ferienkursen teilzunehmen. Sehr junge Menschen seien das sogar, erzählt John McFarlane, Sänger und Gitarrist der Sluts Of Trust, sehr junge Menschen zwischen acht und zi, und alle wollen sie irgendwie was mit Theater machen, selber spielen, Regie fuhren oder hinter der Bühne Kabel verlegen lernen. Dass John McFarlane und Anthony O’Donnell sich beim Jugendtheater Workshop trafen (um dann erstmal gar nicht gemeinsam Musik zu machen), überrascht aus Sicht der Sluts Of Trust überhaupt nicht mehr. Sluts OfTrust.der Rock-Nagel 2004. Die Songs auf ihrem Debütalbum WE ARE ALL SLUTS OF TRUST sind aufbautechnisch ein Hochgenuss, wild verschachtelt, sie stürmen nach vorne und lassen sich im nächsten Moment gekonnt fallen. Da zeigen gar die Gitarren Fratzen. Aus diesen Songs spricht eine große, manchmal fiese (Schweine-) Rockmusik, die Sluts OfTrust demonstrieren aber, dass man diese, wenn man die dramaturgischen Kniffe kennt, jederzeit killen kann. Farlane und O‘-Donnell, der Drummer, waren am Anfang einfach Freunde, später entdeckten sie „a spooky symbiosis and synergy“. Sagt John McFarlane (25). Kleine Ergänzung: „Das Unterbewusstsein ist Chef bei den Sluts. Wenn ich einen Song schreibe, höre ich auf das, was in meinem Kopf spielt. Sagen wir so: Ich versuche, eine Balance zwischen Kalkulation und Zufall zu finden.“ Sony und Island Records und ein paar andere Große überzeugte diese Zufalls-Kalkulation, sie streckten ihre Fühler in Richtung Sluts Of Trust aus, doch das hervorragend beleumundete örtliche Chemikal Underground Label erhielt den Zuschlag. Nun stehen die beiden jungen Herren mit ihrem Athletico Rock mitten im starken Artist Repertoire zwischen Aerogramme, Arab Strap und Mogwai. Bei Chemikal, weiß man, geht musikalisch vieles, nur: Solche Frisuren hatten sie noch nicht gesehen. Die Sluts als sleazy Schmuddelrock-Variante der alten Sparks: Der eine mit Riesen-Mähne, der andere mit dem markanten Moustache. Die Debüt-Single „Piece O’You“, in einer Auflage von 1000 Stück auf dunkelrotem Vinyl veröffentlicht, war in Nullkommanichts ausverkauft. Altradiomeister John Peel rief auch gleich an, Sluts OfTrust kamen und spielten sich Finger wund. Merke: Die Sluts sind da, wo es weh tut. Man höre sich nur mal ihre Version des Talking-Heads-Klassikers „Psycho Killer“ an (die gibt’s allerdings leider nicht auf dem Album, sondern auf der zweiten (CD-) Single „Leave You Wanting More“ zu hören).