Spiel mir das Lied vom Tod


Das Ende von Guitar Hero: Der Markt ist satt, die Gniedelfreunde des Gniedelns müde.

Noch vor zwei Jahren kamen Kindergeburtstage wie WG-Partys kaum ohne diese Gaudi aus: „Guitar Hero“. Am 10. Februar hat der Computerspiel-Gigant Activision nun jedoch verkündet, das Spiel werde „neu ausgerichtet“ – das ist gleichbedeutend mit: auf Eis gelegt, eingestellt. „Guitar Hero“ verkauft nicht mehr genug, und das Problem gilt für das gesamte Genre. Vor zwei Jahren betrug der Gesamtumsatz der Sparte Musikspiele auf dem Weltmarkt immerhin noch 1,06 Milliarden US-Dollar, inklusive verkaufter Hardware und zum Download angebotener Songpakete. Eine Analyse des Online-Fachmagazins Gamasutra rechnet für 2010 mit nur noch knapp 400 Millionen Dollar Umsatz. Aber bitte schön: 400 Millionen – und ihr stellt „Guitar Hero“ ein?! Ja, denn solche Spiele sind teuer für den Hersteller. Die Lizenzkosten plus Bearbeitung pro Song (bis zu 70 sind es in einem Spiel) belaufen sich auf bis zu 10.000 Dollar. Hinzu kommen Transport und Lagerung der sperrigen Gitarren- und Schlagzeugcontroller.

Kelly Summer, ehemaliger Chef des „Guitar Hero“-Vertriebspartners Red Octane, macht jedoch den Ausverkauf der Serie für deren Ende verantwortlich: „Es wurde versucht, zu schnell zu viel aus der Lizenz herauszuquetschen.“ 14 Titel sind in den vergangenen sechs Jahren unter dem Logo „Guitar Hero“ erschienen, Band-Ableger von Metallica und Aerosmith, Themen-Specials und 2009 sogar eine Greatest-Hits-Sammlung. Unzählige Klone wie „Band Hero“, „PopStar Guitar“ „SingStar + Guitar“ usw. verstopften zudem die Regale. Wurde vor dreieinhalb Jahren „Guitar Hero III“ 15,6 Millionen Mal gekauft, wollten nur noch 1,3 Millionen den Nachfolger „Guitar Hero: Warriors of Rock“ spielen.

Der Erfinder des Debüts „Guitar Hero“ von 2005, das Studio Harmonix, steht ungeachtet dessen gut da. Nach einem Zwischenspiel bei MTV Games, wo es das anfangs ebenfalls sehr erfolgreiche „Rock Band“ entwickelte, steht Harmonix seit Ende 2010 wieder auf eigenen Füßen und hat mit dem Tanzspiel „Dance Central“ (für die Xbox-360-Kinect) erneut den richtigen Riecher bewiesen. Als Musikspielinstrument von heute hat der Entwickler außerdem das Smartphone für sich entdeckt. Konkurrent Ubisoft wagt sich unterdessen an die naheliegendste Hardware überhaupt: Bei „Rocksmith“ lässt sich ab Herbst eine richtige Gitarre mit der Konsole verbinden. Dadurch lässt sich nicht nur mit Musik spielen, es soll sich das Musizieren selbst spielend erlernen lassen. Und die Plastikgitarre kommt zurück in den Asia-Spielzeug-Markt.