Spliff – Kapelle aus der Katastrophe


„Kamikaze, Absturz, Gossenkinder brauchen Glück es ist soweit, die toten Tage dauern immer viel zu lang, es ist soweit -Remmidemmi aufm Klo, immer nach vorn und nie zurück, die toten Tage dauern immer viel zu lange und Gossenkinder brauchen Glück “ (Herwig Mitteregqer, 1982) „Ich habe keine eigene deutsche Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Ich bin aufgewachsen in einem Klima von Rockmusik und AFN und aufbegehrender Jugend. Daß ich dabei nicht auf Schlager abgefahren bm, liegt wohl daran, daß du Gus Backus und Wencke Myhre nicht unbedingt brauchst, wenn es doch gleichzeitig die Stones gibt. “ (Manne Preaker, 1982)

l. Akt Lokomotive Kreuzberg 10 Jahre früher

Anfang 1972 gründen fünf Berliner Jungs das Polit-Rock-Kabarett Lokomotive Kreuzberg. Uwe Holz, Karl-Heinz Scherfling, Andreas Brauer, Volker Hiemann und Franz Powalla wollen ihr politisches Bewußtsein und ihren Bock auf Rock unter einen Hut bringen. Rockmusik als Untermalung politischer Texte, gesellschaftliche und soziale Problematik in populären Sound verpackt – so soll ihre Kiste rüberkommen.

Der Marsch durch die Institutionen beginnt. Noch im Amateurstatus erregt die Lok Aufsehen als Straßentheater, zieht ihre Show in kleinen Clubs ab und beginnt den mühsamen Weg des Tingeins. „Deutsch-amerikanisches Volksfest“ und der „Kollege Klatt“ sind Stücke der ersten Stunde. Im Publikum sitzen Schüler und Lehrlinge, Arbeiter und Studenten.

Anfang 1973 läßt die Lok von allzu gedehnten kabarettistischen Wortbeiträgen ab und nennt fortan ihr Werken Rock ’n‘ Roll-Theater. Rock- und Blues-Songs mit eingeschobenen kleinen Spielszenen, die den Text nochmal deutlicher rüberbringen sollen.

Ein erster Vertrag wird noch 1972 mit dem Pläne-Verlag flottgemacht, KOLLEGE KLATT erscheint als Langrille Inhalt. Kollege Klatt beginnt beim Malochen zu überlegen, findet seine Situation beschissen und organisiert sich, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Im April 1973 beschließt die Lok, forthin professionell zu rokken. Manne Praeker ersetzt Franz Powalla am Baß. Mit dem neuen Programm „James Blond“ geht die rockende Revue auf Tour. Feten der Gewerkschafts

Für das Polit-Rock-Konzept gibt es 1977 keine Zukunft mehr.

Jugend, Auftritte bei den Jusos, große Festivals in West und Ost, die Lok beginnt zu dampfen und liegt plötzlich gut im Rennen.

Im Dezember 73 ein weiterer Wechsel: Für Gitarrist Volker Hiemann kommt Uwe Müllrich. Aber schon sechs Monate später geht Müllrich mit Embryo auf Musik-Trip. Den freigewordenen Gitarrenposten besetzt der Würzburger Bernhard Potschka. Die Rock-Komponente der Truppe nimmt zu, die Texte bleiben