Sportfreunde Stiller: Stuttgart, Longhorn


Vorn Druck machen, hinten absichern. Beim Auftaktkonzert ihrer Sommertour zeigen die Mönchner Spielwitz und feine Kombinationen Tante Käthe wäre stolz.

Die zahlreichen schlechten Kritiken für ihr neues Album „Die gute Seite“ – die Kollegen vom „Intro“ machten neben „ein paar akzeptablen Songs“ gleich „etliche Lückenfüller“ aus, das Musikmagazin Ihres Vertrauens beließ es bei mageren 2,5 Sterne konnten den Vormarsch der drei Sportfreunde nicht aufhalten. Das Album stieg von null auf Platz sechs der Charts ein. Womit gleich zwei Dinge bewiesen wären. Zum einen, dass die alte Promoterweisheit „any press is good press“ immer noch gilt, zum anderen, dass die Münchner nun endgültig nicht mehr in der Bayernliga spielen.

Das Konzert im Stuttgarter Longhorn war dann auch mit gut 1500 Zuschauern ausverkauft, die Stimmung prächtig. Drin wusste noch niemand, dass nach der Show in einer gleichsam konzertierten wie nervig langen Aktion unserer grün-weißen Freunde und Helfer alle Autofahrer auf Alk und/oder Drogen kontrolliert würden. So kann man eine Montagnacht auch rumbringen. Im Stau, den die eifrigen Ordnungshüter mal eben angezettelt hatten, blieb dafür genügend Zeit, die Highlights des Konzerts noch einmal, um mit dem großen Alltagsphilosophen Horst Hrubesch zu sprechen, „Paroli laufen zu lassen“. Los ging’s mit „Komm schon“, der neuen Single, und „Wellenreiten“, dem Semi-Hit aus dem Debütalbum „So wie einst Real Madrid“. Kontrollierte Offensive aus einer sicheren Abwehr heraus nennen sie so was bei „ran“. Es folgten „Einmal Mond und zurück“, .Jage wie dieser“ (live ungleich forscher vorgetragen als auf CD) und das neu einstudierte, fröhlich hoppelnde „Sportbeat“. Die Stuttgarter hüpften geschlossen in die Luft, ließen sich von Peter Bruggers Frotzeleien über ihren VfB („Immerhin einstelliger Tabellenplatz“) nicht wirklich ärgern und konstatierten hinterher ebenso treffend wie schwäbisch: „S’isch brudahl luschdig gwä.“

Da fiel es auch gar nicht groß auf, dass Sänger und Gitarrist Peter bei „International“ ein bisschen in Schieflage geriet und dass die Sportfreunde schon ein klein wenig nervös waren. Das erste Konzert einer Tour ist eben, Binsenweisheit hin und auch her, immer etwas Besonderes. Vor allem das kompakte, mit ganzem Körpereinsatz vorgetragene Spiel von Schlagzeuger Flo Weber sorgte aber schnell für eine solide Basis. Bei Knallern wie „Heimatlied“ oder „94 (novanta quattro)“ machte Flo mehr Druck als alle kickenden brasilianischen Jesusjünger bei Dortmund zusammen. Der abschließende Hattrick machte den klaren Auswärtssieg dann perfekt (letztes Fußball-Wortspiel in diesem Artikel, versprochen). .Spitze“ mit seinen bewährten „Dalli Dalli“-Samples, das dicke „Fast wie von selbst“ und der Sportfreunde-Klassiker „Wunderbaren Jahren“ sorgten dafür, dass Security und Sanitäter auch noch beschäftigt wurden, zum Ende hin war es um die Kondition so manchen Besuchers nicht mehr zum Besten bestellt. Anders bei den Sportfreunden, die legten mit „Independent“, „Ein Kompliment“ und „Auf der guten Seite“ nochmal nach. Bei Letzteren hopste Peter Brugger beherzt ins Publikum und ließ sich auf Händen tragen. „Mein ganz persönliches Highlight“, meinte er nach dem Konzert. So was gab’s zu Regionalligazeiten auch nicht.

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