Stephan Remmler – Baden für Deutschland


Der Bewahrer des altdeutschen Trinkliedes ist wieder dadada: vom seinem Arbeits-Urlaub an der Copacabana brachte er gleich acht Videos mit.

Zwei Jahre und zwei Hits nachdem sich der witzigste Minimalist der Nation mit seinem Solo-Debüt von Trio freigeschwommen hat, laufen wieder die Plattenpressen heiß —- für LOTTO. Heiß war es auch bei den Dreharbeiten vor den Video-Kameras: Gleich acht seiner Songs wurden an der brasilianischen Küste verfilmt, ungewöhnlicher Aufwand für ein „nationales Produkt.“ „Schöne, bunte Exoten-Bilder, auch für diese CD-Videos, die jetzt kommen sollen“, grinst der noch immer knackebraune Remmler und nimmt noch einen Schluck Weißbier.

Natürlich ist auch auf dem neuen Album mit „In Gesellschaft“ wieder ein zünftiges Trinklied, der nächste Fasching kommt bestimmt. Fragt sich nur, was Bierchen und Skat mit der Copacabana zu tun haben?

„Gestern bin ich auf dem Oktoberfest fürchterlich abgestürzt, war auch exotisch. Aber das ist gerade der Witz — daß diese kleine, heimelige Trinkgeschichte eben in Brasilien verfilmt wurde.“

Brasilien als Drehort ist dem 42jährigen Großenkneter schon lange im Kopf.

Zwar lebt er jetzt in der verschlafenen Bürgerruhe Basels („Da kann ich endlich selber kochen und stundenlang dumm aus dem Fenster gucken“), sein Herz aber hat

er in Südamerika verloren: „Meine Freundin lebt dort. Als ich sie vor einem Jahr besuchte, hatte ich die neuen Songs schon im Kopf.‘ Und plötzlich wußte ich -— hier muß ich unbedingt die Videos für das nächste Album abdrehen.“

Schubladen-Probleme hatte Remmler noch nie, auch auf LOTTO geht es musikalisch wieder querbeet durch die Musikwelt: Polka, Walzer, ein Rock mit Status Quo als Chorsänger (auf deutsch!), ein Wiener-Lied und zwei südamerikanische Songs, alles zusammengehalten von des Sprechsängers diffizilem Wortwitz. „Ich finde, Creedence Clearwater und deutsche Volksmusik liegen gar nicht soweit auseinander. Problematischer sind die Texte -— wenn einer wie ich so ein bißchen Humor drin hat, denken die Leute gleich werweißwas. Wichtig ist nur als Unterhaltungskünstler wie ich, nicht doof zu sein. „

Er versucht das mit Themen umzusetzen, „an die sich andere wegen der Zeitgeist-Einteilung nicht rantrauen: Heimat, Urlaub, Trinken und vor allem die Liebe — im Hirn und tiefer.