Steve Winwood


Als er in den 60er Jahren in der Spencer Davis Group mit rabenschwarzer Stimme Rhythm & Blues sang und dazu die Orgel spielte, galt Steve Winwood, 42, als weißer Wunderknabe der Popmusik. Nach Traffic, Blind Faith und einer langen Reihe von Soloalben legt er im Interview mit ME/SOUNDS-Redakteur Manfred Gillig ein überraschendes Bekenntnis zu Foxtrott, Skiffle und Bluegrass ab. Auch sonst nahm der als wortkarg und scheu geltende stolze Familienvater kein Blatt vor den Mund.

ME/SOUNDS: Vor zwei Jahren fühltest du dich wie im zweiten Frühling. Du warst stolzer Vater einer Tochter, ein zweites Kind war unterwegs. Hast du dich seitdem in erster Linie um die Familie gekümmert, wie du es damals vorhattest?

WINWOOD: „Ich habe zwei wunderbare Kinder und eine tolle Frau, und deshalb bin ich der glücklichste Mann der Welt. Marie Ciaire ist jetzt dreieinhalb und Liza knapp zwei Jahre alt. Aber ich war auch viel auf Tournee – zum erstenmal in Japan und natürlich wieder in den USA. Und ich arbeitete am neuen Album. Seit drei Jahren haben wir jetzt übrigens ein Haus in Nashville.“

ME/SOUNDS: Lebst du nicht mehr in England?

WINWOOD: „Bis die Kinder zur Schule gehen, bleiben wir in Nashville. Aber ich verbringe weiterhin ein paar Monate im Jahr in England.“

ME/SOUNDS: Wie empfindest du den Kontrast zwischen der Country-Metropole Nashville und England?

WINWOOD: „Das ist ein großer Unterschied. In England lebe ich mitten auf dem Land in Glocestershire. wo ich noch ein Studio habe und in Ruhe arbeiten kann. Ich erhole mich gerne auf dem Land. Aber ich mag auch Nashville, mag gute Musik und treffe dort gerne gute Musiker, mit denen ich zusammen spielen kann. Es gibt fantastische Musiker in Nashville. Womit ich nicht behaupten will, daß es in Glocestershire keine gäbe — aber sicher nicht so viele.“

ME/SOUNDS: In Glocestershire kannst du dich zurückziehen — in Mashnlle stehst du vermutlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit, oder?

WINWOOD: „Stimmt schon, ich bin ziemlich populär, obwohl man in Nashville eher auf Country-Stars achtet. Es fällt mir dadurch auch schwerer, ganz normale Sachen zu unternehmen. Kürzlich habe ich zum Beispiel angefangen, tanzen zu lernen — so wie New Kids On The Block.“

ME/SOUNDS: Wie bitte? WINWOOD: „Scherz beiseite – ich nahm richtigen Tanzunterricht, Foxtrott, Walzer und andere Gesellschaftstänze im YWCA, im katholischen Verein junger Frauen. Das war eine Idee meiner Frau, die im Gegensatz zu mir tanzen kann. Sie meinte, ich solle das ruhig auch mal lernen und buchte einfach ein paar Tanzstunden im YWCA. Meine erste Reaktion war, hey, Moment mal, die Leute da gehen mir bestimmt auf den Wecker. Und wie sieht denn das aus: ein Popstar, der Tanzstunden im YWCA nimmt. Schließlich gibt’s da keine Privatlehrer, und ich hatte Angst, die Leute würden mich bei meinen Tanzversuchen nur beobachten. Darauf wollte sie alles abblasen. Aber ich ließ es mir noch mal durch den Kopf gehen und fand mein Verhalten ein wenig verkorkst — wie bei einer Primadonna. Also schlug ich eine Probestunde vor. Natürlich hat mich dann niemand erkannt oder sich auch nur dafür interessiert, wer ich sein könnte. Wenn ich hingegen mit Jim Capaldi losziehe, werde ich immer sofort identifiziert. Innerhalb einer Minute kommt garantiert jemand mit Stift und Papier an und will ein Autogramm. Alleine komme ich nie in eine solche Situation, in meinem Dorfpub in England kennt mich natürlich auch jeder, aber da bin ich in erster Linie der Nachbar. Ich kenne jeden, und sie kennen mich.“

ME/SOUNDS: Hast du die Tanzschule bis zum Schluß durchgestanden?

WINWOOD: „Eine oder zwei Stunden ließ ich wegen dieses Promotion-Trips nach Europa ausfallen. Und da man in der letzten Stunde sowieso nur zeigen muß, was man gelernt hat, bin ich ganz froh, daß ich nicht dabei war. Außerdem war’s so bestimmt auch für die Füße meiner Frau gesünder. Aber wir gingen noch für ein paar Tage nach New York, und suchten zur Übung ein gutes Etablissement mit einer richtigen altmodischen Tanzkapelle — doch wir konnten nichts dergleichen finden. Wahrscheinlich muß ich erst nach New Jersey gehen, um auf einer Hochzeitsfeier zeigen zu können, was ich jetzt alles drauf habe.“

ME/SOUNDS: Würde dir das Spaß machen?

WINWOOD: „Sicher. Ich verfüge zwar nicht über eine gute Koordination wie meine Frau. Aber eins habe ich in der Tanzschule gelernt: Der Mann führt. Jetzt weiß meine Frau, daß sie warten muß, bis ich das Startsignal gebe, wenn wir miteinander in Clinch gehen. Außerdem sagt sie mir, ich soll nicht immer auf meine Füsse schauen.“

ME/SOUNDS: Ist sie Amerikanerin?

WINWOOD: „Sie stammt aus einer Kleinstadt in der Nähe von Memphis. Ihr Vater ist Landarzt; sie hat viele Cousinen, und alle haben viele Kinder, nur Mädchen, und die sind alle blond und reden ununterbrochen. Du siehst, wir sind eine außergewöhnliche Familie.“

ME/SOUNDS: Lebst du in dieser Hinsicht nicht in zwei Welten?Du kommst aus einer englischen Mittelklasse-Familie und heiratest die Tochter eines Landarztes aus Tennessee…

WINWOOD: „Meine Familie würde man wahrscheinlich in die untere Mittelklasse einstufen. Aber die Tante meines Vaters hatte eine Fabrik, in der mein Vater als Manager arbeitete. Hoffentlich klingt das jetzt nicht wie eine Soziologie-Lektion — jedenfalls gehörten wir wohl eher in die untere Mittelklasse. Wir waren die erste Familie in unserer Straße mit einem Auto.“

ME/SOUNDS: Und du konnlest Musikunterricht nehmen…

WINWOOD: „Diese Stunden waren nicht sehr ergiebig.“

ME/SOUNDS: Wenn man sieht, was aus dir geworden ist, muß man widersprechen.

WINWOOD: „OK, das muß ich präzisieren. Mein damaliger Lehrer war zwar gut, und ich lernte viel. Ich , würde auch jedem Musiker i empfehlen, Musikunterricht zu nehmen, um sein Handwerkszeug richtig kennenzulernen. Aber mit guten Ohren, also nach Gehör anstatt nach Partituren, lernst du viel einfacher — so ging’s jedenfalls mir. Ich wußte zwar, was die Punkte und Linien auf dem Notenpapier bedeuteten, aber ich konnte sie nicht so gut lesen. Wenn es darum ging, einen Song zu spielen, dann lernte ich ihn, indem ich eine Platte auflegte und nach Gehör spielte. Im Unterricht versuchte ich auch immer, einfach alles nachzuspielen, was der Lehrer spielte. Ich saß da — mit einer Zigarette im Mundwinkel, die Asche rieselte runter, und der Rauch biß mir in die Augen — und ich spielte, was halt auf dem Lehrplan stand. Das waren anfangs simple Sachen wie Wiener Walzer, und ich versuchte, meinen Lehrer zu kopieren. Auf die Musik achtete ich dabei gar nicht richtig.“

ME/SOUNDS: Vielleicht war’s einfach die falsche Musik?

WINWOOD: „Ich finde, klassische Musik ist tot. Ich kenne mich da zwar nicht so gut aus, aber ich denke, Rock ’n‘ Roll hat irgendwann die Rolle der sogenannten ernsten Musik übernommen. Es gibt nur wenige wagemutige Klassikmusiker, die das erkannt haben. John Williams, der Gitarrist von Sky, hat’s versucht, und das fand ich gut, obwohl Sky nie sehr erfolgreich war.“

ME/SOUNDS: Kennst du Mgel Kennedy, den englischen Geiger? Was hallst du von ihm?

WINWOOD: „Sagen wir mal, er hat eine gewisse Farbigkeit in die Alte Musik gebracht, was vermutlich schon viel wert ist. Immerhin popularisiert er diese Musik. Ich glaube aber nicht, daß er tatsächlich eine Brücke zwischen Klassik und Rock ’n“ Roll schlagen will — falls man überhaupt noch von Rock ’n‘ Roll sprechen kann, vielleicht sollte ich es eher AOR nennen, Adult-Oriented Rock, Rock für Erwachsene. Wenigstens ist Nigel ein Farbtupfer in einer Szene, die zumindest visuell sehr langweilig sein kann. Aber ich glaube nichl. daß er viel mit der Musik anstellt.“

ME/SOUNDS: Immerhin erfüllt er sie mit seiner Vitalität und hält sich dabei nicht immer sklavisch an die Partitur. Vielleicht liegt das auch daran, daß er mit einer Rockmusikerin, mil Brix E. Smith, befreundet in…

WINWOOD: „Ach, seine Freundin spielt Rock? Ja, ich glaube, er würde sich in einer Rockband gut machen. Ich hätte nicht gedacht, daß er so eine Bandbreite drauf hat.“

ME/SOUNDS: Du hast eben gezweifelt, ob man noch von Rock V Roll sprechen sollte. Würdest du deine Musik wirklich lieber als AOR bezeichnen?

WINWOOD: „Vielleicht sollte ich sie eher ,Fred‘ nennen? Im Ernst: Gesetzt den Fall, ich treffe jemand, der älter ist als ich und meine Musik überhaupt nicht kennt — was sage ich dann zur Erklärung? Einer 70jährigen Lady kann ich nicht mit einer Umschreibung kommen wie .coole Musik mit einigen Twists‘. Aber wie soll ich beispielsweise ,You’ll Keep On Searching“ auf dem neuen Album beschreiben? ,Searching music‘ — auf der Suche? Es ist rhythmische, melodische Musik mit vielen Stimmungen.“

ME/SOUNDS. Du sagst „searthing music“. Bist du auf der Suche?

WINWOOD: „Immer.“

ME/SOUNDS: Wonach? Suchst du noch immer das gleiche wie vor zehn oder 20 Jahren?

WINWOOD: „Es ist nach wie vor das Bedürfnis, exzellent zu sein, den Job so gut wie möglich zu machen. Das ist etwas Spirituelles, denn nichts bewegt dich so wie die Musik. Und nichts kann andererseits dein Gehirn so abtöten wie die Musik. Sie ist ein machtvolles Medium, der Background des Lebens — manchmal auch der Vordergrund oder der ,Higher Ground‘, vielleicht auch der ,Lower Ground‘.“

ME/SOUNDS: Böse Stimmen könnten sagen, Winwood ist zwar toll, aber seit einigen Jahren wiederholt er sich und variiert immer die gleiche ErfolgsformeL Stimmt das?

WINWOOD: „Tut mir leid, wenn ich diese Kritiker enttäuschen muß — ich habe keine Erfolgsformel. OK, wenn es denn eine Formel ist, daß ich jedesmal versuche, eine wirklich gute Platte zu machen, die ich auch später noch mag — dann akzeptiere ich diese Aussage. Aber ich weiß, ich kann’s nicht jedem recht machen. Und natürlich klingt jeder Musiker so, wie er nun mal klingt.“

ME/SOUNDS: Dein neues Album REFUGEES OF THE HEART erinnert mit den Bläsern an den Stax-Sound der 60er Jahre, und einige Stucke klingen sogar ein bißchen wie Traffic Knüpfst du jetzt wieder an deine Vergangenheit an?

WINWOOD: „Ich habe sicher mehr alte Einflüsse verarbeitet.“

ME/SOUNDS: Du hast wieder mit Jim Capaldi, deinem alten Kumpel aus Traffic-Zeiten, gearbeitet Habt ihr euch nicht überlegt, Traffic neu auf die Beine zustellen?

WINWOOD: „Traffic war nie wirklich tot – das ist eine unendliche Geschichte. Traffic war für uns wie leben und atmen, und dieses Gefühl ist noch immer da. Deshalb brauchen wir keine Reunion. Außerdem ließe sich Traffic nie mehr so formieren wie früher — warum sollten wir es dann versuchen? Wir haben Chris Wood und Reebop verloren, die wir nie ersetzen könnten. Wir könnten zwar einen anderen Musiker anheuern, der genauso spielt, aber das wär’s einfach nicht. Manchmal, wenn Jim und ich zusammen arbeiten, dann fühlen wir plötzlich: Das ist genau das, was auch Chris gut gefunden, was er gespielt hätte. Oder das ist genau das Element, das auch Reebop geliefert hätte. Der Einfluß von Chris wirkt sich noch immer aus, und falls Jim und ich tatsächlich jemals wieder Traffic formieren würden, wär’s auf jeden Fall eine von Grund auf andere Gruppe. Aber ich halte sowieso nicht viel vom Konzept, sich noch mal zusammenzutun, den alten Stoff aus den 6()er und 70er Jahren zu spielen und damit eine Tournee zu veranstalten, um dafür die dicke Kohle abzukassieren.“

ME/SOUNDS: Deiner Plattenfirma würde das aber sicher gefallen.

WINWOOD: „Todsicher. Aber wer weiß, was in der Zukunft noch kommt. Was immer sich entwickelt — es muß sich auf natürliche Weise ergeben. Auf jeden Fall war die Zusammenarbeit mit Jim eine schöne Übung. Es tut gut, zu wissen, daß das alte Ding noch da ist.“

ME/SOUNDS: Dann gibts vielleicht in Zukunft noch mehr Kooperation zwischen Winwood und Capaldi?

WINWOOD: „Höchstwahrscheinlich. In den sechs oder sieben Jahren nach Traffic haute das nicht hin. Aber mit der Zeit wächst wieder das natürliche Interesse beim Publikum, und auch die Musiker haben wieder Lust, etwas miteinander zu machen. Es macht wieder Spaß, die alten Sachen zu spielen. Früher konnten wir die Traffic-Songs nicht mehr hören. Jetzt haben sie einen neuen Wert. Die Zeit heilt Wunden.“

ME/SOUNDS: Traffic war ja auch damals nie eine konstante Angelegenheit, oder?

WINWOOD: „In der Tat. Als beispielsweise Reebop zur Gruppe stieß, lief das so: Wir trafen ihn in Schweden in der Künstlergarderobe und luden ihn einfach ein, mal mit auf die Bühne zu kommen. Eine Woche später war er schon Mitglied der Band. Wir halien nicht lange diskutiert oder womöglich unsere Musiker nach dem Aussehen ausgesucht, damit sie ins Image passten. Damals lief so was noch anders. Die Plattenfirma mußte sich halt damit abfinden, daß dieser Typ jetzt dazu gehörte. Wir kümmerten uns nicht um solche organisatorischen Sachen. Wir haben der Plattenfirma sicher ganz schöne Kopfschmerzen bereitet. Heutzutage ist es leider umgekehrt — die Firmen machen den Musikern Kopfschmerzen.“

ME/SOUNDS: Die Zeiten ändern sich. Oder fühlst du dich noch wie vor 20 Jahren?

WINWOOD: „Ich vermisse vieles von damals. Die Musik hat unter der Entwicklung der letzten 20 Jahre gelitten. AI Kooper meinte neulich, er vermisse einfach jenes Gefühl, das er früher hatte, wenn er morgens aufwachte und glaubte, er könne mit seiner Musik die Welt verändern. Damals hatte das Musikbusiness noch eine künstlerische Bedeutung, und es schwangen auch viele andere Sachen mit. Man bezog Position und scheffelte nicht bloß Geld. Die Künstler hatten einen starken Einfluß — denk an John Lennon oder Jim Morrison. Heute wollen die Plattenfirmen ohne jede Hemmung so viel Geld wie möglich machen. Die Musiker sind hingegen austauschbar — in zwei Jahren kommen dann eben die nächsten dran. Das ist ein wenig traurig.“

ME/SOUNDS: Bist du ein schwieriger Typ?

WINWOOD: „Nein, ich bin sehr kooperativ. Früher war ich wohl sehr schwierig, aber damals war mir das sowieso egal. Aber ich werde wohl in Zukunft wieder ein bißchen unangenehmer, denn ich möchte nicht mehr so kooperativ sein. Denn du mußt deine Kreativität verteidigen. Wenn es darum geht, welche Musik ich auf meinen Platten mache, lasse ich mir von niemand mehr reinreden. Und mir ist es auch egal, ob ich als schwierig gelte — ich mache die Musik, die ich will, und nicht die Musik für die Plattenfirma. No way.“

ME/SOUNDS: Bist du eigentlich schüchtern?

WINWOOD: „Von Natur aus bin ich eher zurückhaltend, aber ich habe gelernt, damit klarzukommen. Es gibt auch Phasen, in denen ich nicht so schüchtern bin. Ich finde, Schüchternheit ist sowieso die schlechteste Entschuldigung für unhöfliches Benehmen. Ich habe mich immer als Musiker und nicht als Berühmtheit gefühlt.“

ME/SOUNDS: Die New York Times nannte dich einmal den „Mozart der Popmusik“. Nächstes Jahr wird der 200. Geburtstag von Mozart gefeiert. Was hältst du von ihm?

WINWOOD: „Nach dem Film ,Amadeus‘ zu schließen muß unser Wolfi ein toller Hecht gewesen sein, obwohl ich nicht glaube, daß sein Charakter der Darstellung im Film entsprach. Er hatte wohl Probleme mit dem Essen. Die plagen mich zum Glück nicht. Ich esse gerne.“

ME/SOUNDS: Akzeptierst du den Ehrentitel „Mozart der Popmusik“?

WINWOOD: „Ich finde es zwar sehr schmeichelhaft, in einem Satz mit Wolfgang genannt zu werden, aber der Vergleich geht zu weit.“

ME/SOUNDS: Warst du in Nashville schon im Allerheiligsten der Countn‘-Szene, in der Grand Ole Opry?

WINWOOD: „Mit meinem Vater. Es war ein fantastisches Erlebnis. Aber ich mag auch Bluegrass, die traditionellere, akustische amerikanische Volksmusik.“

ME/SOUNDS: Bluegrass schlägt ja auch die Brücke zwischen der Allen und der Neuen Welt — mit den Folkwurzeln in England, wo du herkommst…

WINWOOD: „Stimmt. Wenn ich mir’s genau überlege, dann war Skiffle die erste Musik, die ich damals in England hörte. Und in Nashville habe ich erst festgestellt, daß ich viele Bluegrass-Songs von der Skiffle-Szene her bereits kannte. Ich habe diese Songs oft mit meiner Frau zusammen gehört, und wenn ich dann den einen oder anderen wiedererkannte, war sie sehr erstaunt: .Wie kannst du das kennen — das ist doch Mountain Music aus Tennessee?‘ Ich hatte diese Songs schon vor 35 Jahren gelernt.“

ME/SOUNDS: Gab dir denn die Skiffle-Szene den Anstoß, Musiker zu werden?

WINWOOD: „Zum großen Teil. Es war die Fortsetzung der Volksmusik. Und Rock ’n‘ Roll knüpfte ebenfalls an diese Tradition an — im Gegensatz zu Frank Sinatra, der die Entertainment-Seite verkörpert. Rock ’n‘ Roll hingegen bezieht sich auf die wirklichen Lebensbedingungen. Rock ’n‘ Roll ist Folk.“