Strahlende Verliererin


Da oben bei den Superstars zu stehen, an so einem bedeutenden Abend, das hätte India. Arie nicht für möglich gehalten. Gleich für sieben Grammies war die schüchterne Sängerin in diesem Jahr nominiert worden, darunterauch die Königssparten von“.Best New Artist“ bis hin zum „Album Of The Year“ – eine große Ehre für einen Newcomer. Entgegen genommen hat sie letztlich keines der kleinen vergoldeten Grammophone. Spielverderberin war Kollegin Alicia Keys, die mit ihrem Debütalbum“.Songs In A Minor“ abräumte. Ein wenig traurig guckte India dann schon auf die Arme der Soulschwester.

die Mühe hatte, für die Fotografen ihre fünf gewonnenen Grammies zu stemmen. Aber richtig entäuscht war India auch nicht – vielleicht, weil sie von Anfang an skeptisch gewesen war:“.Ich war bei weitem nicht so überzeugt wie meine Mama Joyce. Sieben Mal nominiert zu sein heißt eben nicht, längst gewonnen zu haben.“

Irritiert War Sie hinterher vom

negativen Echo in den Medien, die sie zur Verliererin des Abends abstempelten:

..Was einige Tageszeitungen da geschrieben haben, das hat sehr wehgetan. Dass Alicia gewonnen hat, ist ja gar nicht schlimm, im Gegenteil: wir kennen uns, und ich freue mich für sie. Psychische Aufbauarbeit war nach dieser vermeintlichen Schlappe also nicht wirklich nötig: „Ich habe mein zweites Album draußen, auf das ich mächtig stolz bin. Ich bekomme gute Resonanzen, Leute, von denen ich vor zwei Jahren nicht zu träumen wagte, wollen von mir einen Song haben oder mit mir singen.“

Kein Wunder, denn die 27-jähri

ge Sängerin aus Denver setzt mit .Voyage To India“ fort, was sie auf ihrem zweieinhalb Millionen Mal verkauften Erstling“.Acoustic Soul“ begonnen hatte: Sparsam konstruierten Soul ohne aufgeblasene Strukturen. Die braucht’s auch nicht, denn:.. Ich bin eine einfache Geschichtenerzählerin. Um den Leuten etwas mitzuteilen, muss ich keine Oper schreiben.“ Mit Vergleichen waren die Kritiker schnell bei der Hand: Musikalisch wurde India.Arie in die Nähe von Erykah Badu gerückt, man bescheinigte ihr, die Anmut von Sade Adu zu besitzen, die Stimme einer Aretha Franklin oder einer Roberta Flack zu haben. Aber Vergleiche stellen nur subjektive Parallelen her, und genau das stört die Sängerin: „Was nutzt es, wenn jemand als der neue Stevie Wonder beschrieben wird? Damit schadet man nur dem Künstler, der dieser Anforderung nicht gerecht werden kann.“ Den einzigen Vergleich, den India.Arie gelten lässt, ist der mit Songwriter-Ikone Tracy Chapman:

..Sie fühlt wie ich und bringt Dinge musikalisch ohne Umschweife auf den Punkt.“ Eineinhalb Jahre arbeitete India an ihrem Debütalbum, doch noch bevor“.Acoustic Soul“ im letzten Jahr erschien, hatte sie bereits Songs für“.Voyage To India“ in der Hinterhand. Ist sie ein Songwritinq-Genie?

..Sicherlich nicht. Ich gehe nur mit offenen Augen durchs Leben und kann meine Gefühle ganz gut in Songs verpacken.“ Dabei ist es für India keineswegs einfach, solche Lieder zu schreiben:“.Was von Serien wie .Making A Band‘ suggeriert wird, stimmt nicht. Es ist schwierig, Songs klingen zu lassen, als ob du sie locker aus dem Ärmel geschüttelt hättest, aber das verschweigt man den Teens. Genauso, dass sie nichts sind als kleine Zitronen, die ausgequetscht werden. Mit Misserfolg umzugehen lernen sie erst, wenn sie als Seelenwracks auf* der Straße stehen.“

Frau Arie stärkt ihr eigenes

Selbstbewusstsem mit Vertrauen in eine höhere Macht:“.Gott hat ein Auge auf mich geworfen und beschützt mich. Alles sott sein wie es ist, alles hat seinen Sinn.“ Wie sang India.Arie auf ihrem ersten Album: ..Im Not The Average Girl From Your Video , keines also, das vor der Kamera für Sekunden den Hintern schwingen darf. Dafür wird sie vermutlich bald ihre eigenen Grammies für die Fotografen schwingen dürfen.

www.indiaarie.com *¿