Supersister über die LP „Tanz der Leminge“ von Amon Düül


Wer von Euch im vergangenen Monat diese Rubrik gelesen hat, wird sicher mit Spannung der zweiten Gegenüberstellung von Amon Düül und Supersister entgegensehen. Beim vorigen Mal besprach Amon Düül die 1. LP von Supersister „Present From Nancy“. Diesmal spielten wir zwei Mitgliedern von Supersister die Doppel-LP „Tanz der Leminge“ von Amon Düül vor. Ein paar Tage bevor wir Ron van Eck und Sacha van Geest besuchten, hatte Supersister ihre zweite LP veröffentlicht. Im Zusammenhang damit hatte die Gruppe natürlich viel zu tun, ihre Auftritte waren überall sehr gefragt und ihr Terminkalender war übervoll. Deshalb hatten sie für uns leider nicht so viel Zeit, immerhin nahmen sie sich die Mühe, ihre wichtigsten Eindrücke von „Tanz der Leminge“ kurz und knapp zu schildern.

Das Wort hat Ron van Eck, Bassist von Supersister:

Meiner Meinung nach hatte Amon Düul die Absicht, eine Platte mit surrealistischer Musik zu machen, was im grossen und ganzen auch recht gut gelungen ist. Ich halte jedoch im allgemeinen nichts von Doppel-LP’s. Die Gruppe hätte gut daran getan, alles verwendete Material (was im Grunde genommen nämlich sehr gut ist) auf einer einzigen LP zu verarbeiten. So aber sind die Stücke mutwillig hinausgezogen, klingen dadurch etwas langweilig und verlieren an Wert. Bei allem fehlt eine durchgehende Linie, es gibt zu viele verschiedene Atmosphären, was wiederum ganz logisch ist, denn ich halte es für beeinahe unmöglich, auf einer Doppel-LP eine einzige bestimmte Atmosphäre beizubehalten. Konstant werden Erwartungen geweckt, die sich dann aber letzten Endes nicht erfüllen. Die Produktion ist sehr gut, ebenfalls die Orchestration. Amon Düül hat mit sehr professionellen Instrumenten gearbeitet, ich habe jedoch den Eindruck, dass die Musiker in Effekten Zuflucht gesucht haben, die im ganzen Komplex etwas schief laufen. Die Elektronik, mit der die Gruppe arbeitet, könnte viel mehr in der Musik selbst sitzen, während sie hier nur als Bindemittel benutzt worden ist. Die dritte Seite ist semi-elektronisch, sie wirkt sehr eintönig und irgendwie gezwungen. Was die Düüls aus den Instrumenten herausgeholt haben, linde ich zum grossen Teil gut, es gibt sehr gute Klangfarben. Für meinen Geschmack hat man allerdings viel zu viel Gewicht auf den Rhythmus gelegt. Instrumenten hat man sich sehr gut an die Atmosphäre der Platte angepasst, sich aber nicht engagiert und im Ganzen wieder an Aussagekraft verloren. Ober die Musik selbst ist nicht viel zu sagen.

Ich finde, dass man bei allen deutschen Produktionen immer noch eine gewisse Marsch-Musik heraushören kann. Ausserdem sitzt, wie bei allen europäischen Gruppen, einfach zu wenig ECHTE Musik drin. Amerikanische Gruppen sind mir lieber, aber die haben es auch einfacher, der Hintergrund der Musik liegt nun einmal in Amerika und die Leute haben dort eine viel ursprünglichere Verbundenheit zur Musik. Auf dem Kontinent bekommt man alles zweiter Hand serviert, logisch, denn man kann die Musik nicht aus der Luft greifen.