Taj Mahal – Hamburg, Fabrik


Lediglich durch kleine Konzertsäle führte die Tournee eines Musikers, der mit Sicherheit zu den bedeutendsten und originellsten Vertretern der schwarzen Musik unserer Zeit zu zählen ist: Taj Mahal, mit bürgerlichem Namen Henry Fredericks. Die Fabrik in ihrer urigen Atmosphäre gab aber durchaus den richtigen Rahmen zu der Musik, die mich noch lange nach dem Konzert beim Gedanken daran begeistert hat. Schon die Besetzung der fünfköpfigen, durchweg aus Schwarzen bestehende Begleitgruppe war nicht ganz alltäglich: Schlagzeug, Baß, Percussion, Saxophon und Steel-Drums. Das Bild bestimmt Taj Mahal: Groß, den obligatorischen Strohhut auf dem Kopf, über dem Reggae-T-Shirt eine alte akustische E-Gitarre, die er ohne Plektrum spielt, steht er in der Mitte der Bühne und dirigiert die Mitspieler mit wenigen Bewegungen. Weit gefächert ist das Spektrum der Musik, die dem Publikum, das zu großen Teilen nur Blues erwartet hat, dargeboten wird, eine Musik, die fest verwurzelt ist mit ursprünglichen Klängen und Rhythmen Afrikas, der Karibik und der US-Südstaaten.

Taj Mahal kombiniert in jeder erdenklichen Weise, sei es Blues mit Funk oder Reggae, Calypso mit afrikanischen Rhythmen oder Folk- und Jazz-Elemente in Verbindung mit Bluesballaden. Selbst rockige Bluesstücke wirken aufregend und ungewöhnlich, besonders durch den fremdartigen Klangteppich der karibischen Steel-Drums. Taj Mahal investiert extrem viel Feeling und Spontanität in Gesang und Spiel; er „fühlt“ die Stücke förmlich, indem er mit dem Körper arbeitet und das Gesicht oft zu grotesken Grimassen verzieht. Er bringt freien Seat-Gesang à la Al Jarreau, oder er improvisiert gelöst und flüssig auf der Gitarre. Gegenpole sind der sein Instrument sehr gut beherrschende Steel-Drum-Spieler, der jazzig blasende Saxophonist und der Schlagzeuger mit seinem effektvollen Spiel.

Leider begann das Konzert erst nach zehn Uhr, so daß es, als ich um halb eins ging, immer noch lief (dazwischen lag eine 45minütige Pause, in der alte Reggae-Aufnahmen liefen), außerdem sind fünfzehn Mark Eintritt für die Fabrik ziemlich viel, aber der Abend war einfach ein Ereignis. Jeder, der Taj Mahal (der z. B. Ry Cooder nachhaltig beeinflußte) nicht gesehen hat, ist zu bedauern. Finde ich…