Ten Years After und eine zehnjährige Freundschaft


Alvin Lee, auch der schnellste Gitarrist der Welt genannt, und Leo Lyons, Ten Years After ’s Bassist, feiern in diesem Jahr das Jubiläum einer zehnjährigen Freundschaft. Einer Freundschaft, die alle Höhen und Tiefen, alle Freuden, Probleme und Krisen erlebt und überdauert hat. Die jetzige Besetzung von Ten Years After besteht seit etwa vier Jahren und es waren, so kann man ruhig sagen, erfolgreiche vier Jahre. Sechs LP’s („Ten Years After“, „Ten Years After Undead“, „Stonehenge“, „Ssssh“, „Cricklewood Green“ und „Watt“), hunderte von Konzerten und nicht zuletzt ihr Auftritt im legendären Woodstock-Film haben der Gruppe dies- und jenseits des Atlantiks eine Popularität verliehen, die sich nur mit derer weniger Spitzenformationen vergleichen lässt.

Dabei fiel ihnen der grosse Erfolg nicht etwa in den Schoss. In den alten, aber nicht vergessenen Tagen war es Lyons, der die Agenturen anrief, um der Gruppe Gigs zu besorgen. Wohlweislich verschwieg er dabei, dass er selbst der Bassist war und die Gruppe sich keinen Manager leisten konnte, der die geschäftlichen Angelegenheiten für sie erledigte. Es kam nicht selten vor, dass sie deshalb hinterher von den Veranstaltern mit Vorwürfen überschüttet wurden. Ten Years After überstanden auch das. Nicht die Schwierigkeiten dieser Anfangsperiode, nicht Arbeitslosigkeit und Geldmangel führten zu Spannungen innerhalb der Gruppe, denn die vier Musiker waren von sich selbst überzeugt unddieserunerschütterliche Glaube half ihnen über alle Barrikaden hinweg. Zweifel traten erst später auf, zu einer Zeit, da die Popularität der Gruppe ihren Höhepunkt erreicht hatte. Leo Lyons kommentiert dazu: „Wir hatten ein ganz bestimmtes Image und wenn wir eine Bühne betraten, warteten die Leute auf das, was man sich über uns erzählte, und nicht auf das, was wir spielen würden. Manchmal glaubten wir beinahe, eine Imitation unserer selbst zu sein. Uns war nicht einmal klar, warum wir vor 20.000 Leuten spielten. War es des Geldes wegen oder machte es uns ganz einfach Spass? Musikalisch lief es auf jeden Fall darauf hinaus, dass wir lediglich immer wieder unser populäres Material runterspielten“.

Zu dieser Erkenntnis gekommen, machte sich die Gruppe für einige Zeit von allen Engagements frei und zog sich völlig zurück, in dem Bestreben,das Feeling der alten Zeiten zurück-zugewinnen. Sie waren einer Tren-nung so nahe, wie viele andere Gruppen, die an einem derartigen Punkt landen. Es war ihr fester Wille, der ihnen half, zu sich selbst zurückzufinden. Heute spielen sie nicht mehr, was das Publikum hören will, sondern was sie fühlen und woran sie glauben. Denn dass musikalische Ehrlichkeit die einzige Basis für kreative Arbeit ist, das haben Alvin Lee, Leo Lyons, Chick Churchill und Ric Lee inzwischen erkannt. Auf ihrer 7., erst kürzlich erschienenen LP „A Space In Time“ kann man das hören. Hier bekommen wir einen erstklassigen Vorgeschmack auf das, was uns im März 1972 erwartet: TEN YEARS AFTER auf Deutschland-Tournee!