The 4 Th Golden Summernight Concert, Darmstadt


Nicht nur Mundgeruch macht einsam! „Hey, Blue Oyster Cult sind doch nun wirklich Spitze!“, klopft dir einer freundschaftlich auf die Schultern… „Mensch, Foreigner bringen’s doch ehrlich“. Und ein Dritter schwärmt: „Kansas war ’ne Offenbarung“. Und du stehst den enthusiastischen Reaktionen deiner Kollegen, der Offiziellen und sonstwie Zugehörigen (Techniker, Groupies u.v.m.) einigermaßen ratlos gegenüber und wirst als bitterböser Zyniker links liegen gelassen, wenn du auf die wiederholte Frage „Was ist denn bei dir am besten angekommen?“ voller Überzeugung antwortest: Die Pausenmusik!

Mensch, waren das noch Zeiten, als auf Summernightkonzerten (75 und 76 in Ludwigsburg und Offenburg) erstmals Bob Marley als Headliner neben Wishbone Ash auftauchte, Insidertips wie Soft Machine und Van der Graaf Generator neben etablierten Acts wie Procol Harum, Tina Turner und War auf dem Programm standen. Und 1981? Ein Festival ohne Risiko, besatzerfreundlich. Und nur Journey, Toto und Boston fehlten noch, um die musikalische Dutzendware, die Kaufhauskollektion von der Stange komplett zu machen. Individualismus ade! An einer Reizüberflutung konnte man wahrlich nicht sterben. Eher an tödlicher Langeweile.

Von der Hard- und Heavyfraktion hatte man More, Blackfoot, Motörhead und Iron Maiden herangekarrt. More enttarnen sich schon mit der Namensgebung: Sie sind schlicht eine Band mehr, die auf die gleichen Klischees vertraut. HM übelster Machart. Schnell vergessen. Auch Iron Maiden ist keinen Deut besser.

Erst wenn dir die bekannte Publikumsanmache als Sting (i-i-i-e-yo) entgegenschallt, wirst du wach. Das paßt ins Bild einer Band, der wenig Eigenes gelingt. Wird Zeit, daß diese Jungfrau mal befruchtet wird oder sich konsequent ins Kloster, sprich von der Szene zurückzieht. Während Pirat Adam der westlichen Welt urige Indianerrhythmen wie Walzer und Tango verkauft, beschränken sich Blackfoot darauf, ihre Originalstammeskluft auf der Bühne zu lüften. Musikalisch ignorieren sie ihre Herkunft, ihre Kultur, bringen aber zumindest einen Hard-Rock zustande, der gehaltvoll und hörbar ist. Motörhead kann man eigentlich (bleibt man nüchtern) nur für ihre Konsequenz loben, die pflichtgemäße Erfüllung ihrer ‚Live fast, die young‘ -‚Philosophie‘. Ansonsten geben die Großstadtdesperados außer ihrem wilden Image und ihrem kompromißlos miesen Sound, der einen zumindest eine Viertelstunde belustigen kann, nichts Besonderes her. Aus dem Rahmen fallen die Southern Boys von 38 Special. Wie schon Molly Hatchet haben auch sie ihren Florida-Sonnensound entsumpft. Ein van Zandt als Sänger, die Erwartungen sind klar abgesteckt. Wahre Begeisterungsstürme entfachen Kansas mit ihrer Greatest Hits-Sammlung („Dust In The Wind“, „Point Of No Return“, „Carry On…“). Sie spielen heavy und bombastisch, reihen dies Block an Block und fallen zumindest durch andere Klangfarben (Geige) aus der Reihe. Klein Bayreuth on tour für all diejenigen, die Wagner und Konsorten erst zu entdecken trachten. Bleiben mit Blue Oyster Cult und Foreigner zwei Bands zum ‚krönenden‘ Abschluß, die sich den Titel der „größten Rock’n’Roll-Band der Welt“ gegenseitig streitig machen. BÖC ließen sich so ankündigen, Foreigner lange auf sich warten: Verbales Understatement gegen Starallüren. Wer war nun der Größte? Die Höhepunkte ihrer Show mußten sich Blue Oyster Cult mit „Born To Be Wild“ und dem „Roadhouse Blues“ ausleihen. Ansonsten wurde ihr Set von Belanglosigkeit nur noch von Foreigner übertroffen. Und es lag nicht nur an „Cold As Ice“, daß ich mit diesen Burschen nicht warm werden konnte …