The Prodigy: Tonhalle, München


Wer macht mit beim 90er-Jahre-Gedächtnispogo vor der Monster-Lichtorgel?

Na sowas: The Prodigy sind irgendwie zurück. Zumindest scheint es 2009, nach knapp zehn Jahren am Rande der Existenzberechtigung, nicht nur für eingefleischte Fans so okay wie lange nicht mehr, mit den alten Helden einen 90er-Jahre-Gedächtnispogo abzuhalten. Die Tonhalle ist berstend voll, und nach gefühlten drei Stunden Fan-Chor-Beschallung verwandelt sich die Kulisse in eine Art Monster-Lichtorgel; Keith Flint, Liam Howlett und Maxim Reahty betreten die Bühne und lassen sich feiern wie Präsidentschaftskandidaten. Von diesem Zeitpunkt an hopsen und grimassieren sich die Techno-Animateure Flint und Reahty – die ja auch nicht mehr die Jüngsten sind – einen Wolf, gönnen sich auch in längeren Passagen ohne, äh, Gesang keine Verschnaufpause. Eingerahmt wird das Duo von einem akrobatisch ambitionierten Schlagzeuger und einem Gitarristen, dessen Instrument dekorativ jenseits der Gürtellinie baumelt. Und über allem schwebt der allmächtige Howlett, der hinter einem gigantischen Halbrund aus Geräten sprichwörtlich und buchstäblich am Drücker sitzt. Die drei Electro-Rentner schaffen es tatsächlich, die Generationen zu vereinigen. Eine beachtliche Anzahl der Zuschauer durfte zu Zeiten von „Firestarter“ wohl noch nicht mal die Bravo lesen, besonders stark sind aber naturgemäß die Veteranen vertreten. Sie alle bekommen in Reinform serviert, was sie sich von diesem Abend wünschen: zwei scheint’s durchgedrehte Frontmänner, eine epileptische Lichtmaschinerie und eine ausgewogene – sprich: mehr Altes als Neues – Songauswahl. Und auf das gute alte Call-and-Response-Spielchen will man ja schließlich auch nicht verzichten. „Where are you, my Munichpeople?“, schreit Keith Flint. Die Antwort kann man sich denken.

Story ME 3/09

Albumkritik S. 82

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