The Wanderers – Los Angeles, The Whiskey


Stiv Bators ist wieder da und er hat nackte Angst. Schließlich ist es das Ende der Welt, von dem er spricht, und das -weiß Gott – ist furchterregend. Keine Zeit für New Wave, dies hier ist Shock Wave. Keine Zeit für Futurismus (sieht man mal von den schwarzen Klamotten und dem modischbleichem Gesicht ab), hier gibt es No-Futurismus. Rock der Apocalypse. Stiv spielt nicht länger mit sich selbst, während die Welt über ihm zusammenstürzt. Die Wanderers – die Stiv Bators/Sham 69/Lene-Lovich-Formation plus Konzeptalbum scheinen das alles ziemlich ernst zu nehmen. Sie spielen wie die Irrea Scharfkantiger, cleverer Rock. Vielleicht ein bißchen heavy für einen heißen Sommerabend in Hollywood, aber es macht immer Spaß, Stiv bei seinem Amoklauf zuzusehen.

Ein kurzer, aber pointierter Set. Er beginnt mit der Single „Ready To Snap“, stramme Harmonien, krachende Gitarren, Rock härter als früher, Stiv tanzt als jage er einen Orkan. „No Dreams“ – hart und eingängig. „Sold Your Soul For Fame“ – epileptische Dead-Boy-Posen, er kriecht auf den Brettern wie ein napalmverbrannter Wurm, stranguliert sich fast mit dem Mikrokabel Bators ist noch immer ein exzellenter Showman. Die Band spielt sicher und zupackend – eine gute Kombination. „Can’t Take You Anywhere“ ist dramatischer Pop mit höhnischen Vocals. Das Publikum scheint im Koma zu liegen, Stiv murmelt etwas über Acid und Drop-Out, dann erleben wir eine brillante Fassung des Oldies „I Had Too Much To Dream Last Night“, danach ein nettidiotisches Mitsing-Lied namens „Little Bit Frightening“, das ein bißchen an den frühen Alice Cooper erinnert. Und als Abschluß gibt es „The Times They Are A-Changing“ (aus der Zeit der Protest-Songs), abgestaubt und mit hoher Intensität zum Leben erweckt. „Und ihr seid auch alles bloß Wichser“, meint Stiv, als man seine politische Schlußansprache mit unbeteiligtem Kichern quittiert.

Und das war’s denn. Keine Zugabe. Nach jedem anderen Auftritt kommen sie normalerweise zurück und spielen Sham’s „If The Kids Are United“, aber was soll’s bei solcher Apathie. Dabei war dies ein Set voll gutem und hörbarem Hard-Rock. Eine merkwürdige Kombination von Musikern ist es schon, aber irgendwie paßte alles zusammen.