The Waterboys


Dream Härder (MCA 24476)

Kein Amerikaner in Paris, dafür ein Schotte in New York — und das ist natürlich der vor ein paar Jahren nach den USA exilierte Mike Scott, Kopf der (fast] legendären Waterboys. Deren Fahne hält der sensible Brite unerbittlich hoch. Immerhin: Auf dem neuen Werk, DREAM HÄR-DER, dringt der zeitweilig leicht verschrobene Feingeist-Folk vergangener Tage nur noch tröpfchenweise durch. Statt dessen baut Scott — vehement und mit beträchtlichem Ideenreichtum ausgestattet — jetzt wieder Brücken in Richtung Gitarrenrock. Mit epischen Traumtiraden wie „The Return Of Jimi Hendrix“ fliegt er sprechsingend über psychedelisch verschwimmende Saitengeflechte. Doch gleich darauf beschwört der Waterboy die mystische Heimat im „Glastonbury Song“, die Hymne an einen, wie Scott betont, für ihn heiligen Ort — und an jene Kultstätte, an der in grauer Vorzeit inzwischen historisch zu betrachtende Hippie-Festivitäten zelebriert wurden.

So ist es denn auch die komplexe Spannung zwischen Mystik und Realitätsbewußtsein, die den vitalen Reiz der ausgesprochen persönlichen Songs von DREAM HÄRDER erzeugt. Ein Reiz, der bei den Aufnahmen nicht immer leicht einzufangen war. Zur Verwirklichung seiner ideen bat Mike Scott Musiker verschiedenster Couleur ins Studio, darunter auch das eigenwillige Damen-Duo Wendy & Lisa. Um so erfreulicher, daß er sich bei der Arbeit an seinem jüngsten Epos zu keiner Zeit gängigen US-Trends an die Brust warf.

Statt dessen macht er sich in ironischer Weise zu schläfrigem Country-Pop über die geheimnisumwitterten Kreise in englischen Kornfeldern her. Darüber hinaus beschwört er wonnevolle pathetisch, im Kern aber durchaus ernstgemeint, seine Hendrix-Erscheinung und die Rückkehr des griechischen Hirtengottes Pan.

Bei allem wiedergewonnenen Biß in der Musik kommt der Albumtitel also nicht von ungefähr. Denn Raum zum Träumen läßt DREAM HÄRDER allemal. Auf elegante Weise brilliert Mike Scott mit intensiven Bildern und kraftvollen Melodien — mit genau jenen Komponenten also, die schon die frühen Waterboys so attraktiv machten.