The Who – Birmingham, Exhibition Centre


JWarum sich – heutzutage, 1982 – überhaupt ein Who-Konzert anschauen? Weil’s angeblich ihr letzter britischer Auftritt war? Oder weil Birmingham nicht allzuweit von Leeds entfernt ist, wo die Who einmal ein Konzert gaben, das Rockgeschichte machte? Allerdings ist das inzwischen 12 Jahre her. Schon ihr Auftritt vor zwei Jahren im Rockpalast war nicht allzu anregend gewesen, aber was mir von vornherein den Appetit verdarb, war IT’S HARD (wie wahr!), ein LP-Machwerk von geradezu monumentaler Bedeutungslosigkeit.

Andererseits: Vielleicht hatten sie 18 Monate Tour-Abstinenz wieder hungrig gemacht, vielleicht hatten sie wieder Spaß an der Sache, vielleicht …

Das Who-Spektakel fand im National Exhibition Centre statt, einem Albtraum-Ausstellungsgelände irgendwo in der Midlands-Wüste zwischen Birmingham und Coventry, samt Albtraum-Bahnhof, Albtraum-Hotel und Albtraum-Hallen. Die International Arena war auch so ein kafkaeskes Ungeheuer, mit 10 000 Leuten vollgepackt.

Die Who begannen pünktlich, und das ist eigentlich schon das einzig Gute, was man über sie sagen kann. Sie fingen damit an, zwei ihrer besten Nummern umzubringen: „Substitute“ und ,1 Can’t Explain“. Das gelang ihnen nicht ganz, obwohl sie sich alle Mühe gaben; die Songs sind doch zu gut und stehen für sich selbst. Das Publikum stand natürlich auch, und zwar wie ’ne Eins von der ersten Minute aber die hatten schließlich auch 35 Mark berappt, das Doppelte vom in England üblichen Eintrittspreis.

Auf der Bühne passierte nichts, was den Zuschauer-Enthusiasmus gerechtfertigt hätte. Der Sound war so hundsmiserabel, daß er in den Ohren weh tat. Townshend griff immer mal wieder daneben, seine Soli waren blamabel – soweit man irgendetwas aus dem Soundbrei heraushören konnte. Kenny Jones trommelte brav, sicher und langweilig. Daltrey kam mit den einfachen Gesangsparts ganz gut zurecht, nur wenn’s schwierig wurde, wünschte man sich Ohropax. Entwistle bediente den Baß, so wie er (Entwistle) aussah: buchhaltermäßig. Sachen wie „Pinball Wizard“ und „Who Are You“ brachten sie noch ganz ordentlich, aber als Roger Daltrey durch „It’s Hard“ stolperte, wünschte ich mir nur eines: Stromausfall. Nie hatte ich das Gefühl, daß es den vier Figuren dort auf der Bühne Spaß machte. Sie waren nicht einmal routiniert-professionell, sondern spielten fahrig und unkonzentriert aneinander vorbei.

Irgendwann war bei mir die Schmerzgrenze erreicht, ich haute ab. Die Zugaben, so hörte ich später, sollen ganz gut gewesen sein. Nun ja. Das Ganze war irgendwie traurig. Die Who waren schließlich einmal eine exzellente Band. An diesem Abend waren sie nicht mal Durchschnitt.