The Who: Der lange Abschied einer Rocklegende


The Who geben ihre offizielle Trennung bekannt - zunächst jedenfalls.

Offenbar haben sie es selbst endlich eingesehen: Seit dem traurigen Abgang von Keith Moon im September 1978 sind The Who nicht mehr dieselben. Zwar verpflichtete Band-Boss PeteTownshend seinen alten Kumpel, den ehemaligen (Small)Faces-Drummer Kenny Jones, als Ersatz für Moon „The Loon“. Aber dessen eher statisches Spiel konnte das genialische Trommelfeuerwerk seines Vorgängers nie so recht vergessen machen. Ganz abgesehen davon, dass die seit eh wackelige Balance zwischen den überlebensgroßen Ego-Polen der Band mit dem Hinscheiden des ebenso charismatischen wie unberechenbaren Drummers endgültig aus dem Leim geraten war. Überdies fällt Townshend, der nach den großen Who-Singles der 60er Jahre („My Generation“,“Pictures Of Lily“,“Happy Jack“ oder „I Can See For Miles“) mit „Tommy“, „Who’s Next“ und „Ouadrophenia“ bleibende Album-Klassiker geschaffen hatte, zum Thema Who schlicht nichts mehr ein. Und das gibt er an jenem 16. Dezember 1983 in einer offiziellen Verlautbarung auch unumwunden zu: „Die Songs, die ich heute komponiere, passen nicht mehr für die Gruppe. Ich wünsche meinen drei Kollegen für die Zukunft alles Gute.‘ Noch im Jahr zuvor schien ein Ende nicht wirklich in Sicht. Denn nach dem zwar schwachen, nichtsdestotrotz erfolgreichen 1981er-Album „Face Dances“, das mit „You Better You Bet“ gar noch einen Hit abgeworfen hatte, rafften sich Pete Townshend, Roger Daltrey, John Entwistle und Kenny Jones noch zu einem neuen Album auf. „It’s Hard“ enttäuschte jedoch auf der ganzen Linie, Townshends zeitgleich entstandenes Solowerk „All The Best Cowboys Have Chinese Eyes“ wirkte in der Tat erheblich inspirierter. Als dann im Oktober’82 der langjährige Who-Manager Kit Lambert an den Folgen eines Treppensturzes stirbt, ist dies der finale Schlag für die müde gewordene Rocklegende. Townshend kündigt die anstehende Nordamerika-Tour als Abschied der Band von der Bühne an. Und im Dezember ’83 ist endgültig Feierabend-fortan soll es auch keine neuen Platten mehr geben. Frei nach Altkanzler Adenauer schert die Herren ihr Geschwätz von gestern später jedoch wenig: Seit dem offiziellen Split haben The Who nicht weniger als drei ausgedehnte Welttourneen unternommen – long live rock.