Tiger B. Smith


Obwohl Ex-Roxy Brian Eno, Englands unmusikalischster Rock-Star, neulich in einer Diskussion mit Journalisten jn London meinte, der deutschen Rockmusik könne nichts Schlimmeres passieren als eine Gruppe wie, 'Tiger B. Smith', liess sich ME-Redakteur Lutz Wauligmann nicht bange- machen und führte ein Telefon-Interview mit dem Ober-Tiger Holger Schmidt. Wie sich herausstellte, waren die Tiger-Typen aus dem Taunus gerade auf dem Sprung nach Jugoslawien, wo sie eine zwölftägige Tournee absolvieren, bevor man sie als erste Rock-Gruppe überhaupt am 14. August auf den Salzburger Festspielen bestaunen kann. Ganz speziell für alle MUSIK EXPRESS-Leser verriet Holger bereits jetzt erste Einzelheiten über das neue Tiger-Album, das im September in London aufgenommen wird:

AUF DEN TIGER-LOOK EINGESTIEGEN

Holger: Auf der neuen LP werden. eine Reihe englischer Musiker mitmachen, deshalb ist es natürlich naheliegend, in London aufzunehmen. Hinzukommt, dass die englischen Studio-Techniker einfach mehr Feeling und Erfahrung haben als die meisten Tonkutscher hier bei uns in Deutschland.

ME: Man hört oft von deutschen Gruppen, dass sie Ärger mit den Schallplattenfirmen haben. Bist Du mit ‚Bellaphon‘ eigentlich zufrieden, Holger? Holger: Ja, sehr zufrieden sogar. We’re The Tiger Bunch‘, unser letztes Album, ist in fünf Monaten ausser in Deutschland auch in Osterreich, der Schweiz, Frankreich und in den USA erschienen – es läuft also sehr gut!

ME: Ist es in Deutschland nicht immer noch etwas schwierig, mit einer Rock-Show ernstgenommen zu werden?

Holger: Die Sache mit dem Anmalen und den Kostümen – Das haben wir schon vor drei Jahren gemacht, als die Tiger-Masche noch gar nicht aktuell war.

ME: Das heisst also, dass die augenblickliche Entwicklung euch frischen Wind in die Segel bläst….

Holger: Richtig. Und das mit dem Tiger, das war ’ne sehr gute Idee, was man daran sehen kann, dass auch die englische Gruppe ‚Silverhead‘ inzwischen auf den Tiger-Look eingestiegen ist. Wir gehören zu den wenigen Bands hierzulande, deren Publikum vorwiegend aus verhältnismässig jungen Teenagern besteht. Die finden das halt sehr witzig, wenn’s auf der Bühne verrückt zugeht.

RAUBTIER-ROCK: SO LAUT WIE MÖGLICH

Holger Schmidt ist unumstritten der Boss bei Tiger B. Smith. Nicht nur, weil sich die englische Version seines Namens im Gruppen-Titel wiederfindet, sondern vor allem, weil er die meisten Ideen sowohl für die Musik als auch für das Konzept der Gruppe liefert. Letzteres ist besonders bemerkenswert: Immer wenn Holger mit den beiden anderen ‚Tigern‘ Claus Meinhardt (bass) und Karl-Heinz Traut (drums) ins Studio geht, lädt er zusätzlich noch eine Reihe Session-Musiker ein, damit noch mehr musikalischer Pfeffer in die Rillen gepresst wird. Das kann man vermutlich als eine Art Entschädigung für die Plattenkäufer betrachten, die ja auf die sichtbaren Künste der Tiger-Typen verzichten müssen. Auf dem letzten Album wirkten beispielsweise Curt Cress (Passport), Linda Fields (Rattles), Hanus Berka, Veit Marvos (beide Emergency) sowie der verstorbene Jazz-Bassist Peter Trunk und Rainer März mit. Ein letzter Tip für alle Tiger-Fans, die ’ne Gänsehaut gebrauchen können: Der Raubtier-Rock haut am besten rein, wenn man den Plattenspieler so laut wie möglich aufdreht….