Tito & Tarantula


Zu den Klängen ihrer lasziv schmachtenden Ballade „After Dark“ vollführte Salma Hayek in „From Dusk Till Dawn“ ihren legendären Tanz mit der Schlange. Seit diesem Filmauftritt als durchgeknallte Hauscombo einer von Vampiren bevölkerten Trucker-Bar haftet Tito & Tarantula der Stempel des kalkulierten Produktes an. Doch die Band gibt es wirklich, und das nicht erst seit Beginn der Dreharbeiten zu Quentin Tarantinos und Robert Rodriguez’Blutsauger-Kultstück. Wessen Phantasie jedoch Bandname und Titel der aktuellen Platte „Tarantism“ entsprungen sind, verursacht selbst der Band einiges Kopfzerbrechen. Alle sich aufdrängenden Assoziationen sind, wie Gitarrist Peter Atanasoff versichert, „rein zufällig. Wir verspüren weder große Zuneigung zu Insekten, noch wollten wir irgendeine Verbindung zu Quentin Tarantino herstellen“. Ursprünglich hatte das Quintett rund um das mexikanische Multitalent Tito Larriva als chaotisch-kreatives Live-Projekt begonnen. Um einem harten musikalischen Kern scharten sich auf den Bühnen zahlloser LA.-Clubs immer wieder neue Gastmusiker.“Damals existierte für uns der Begriff Struktur einfach nicht. Die Songs bestanden nur aus einer Art Grundgerüst, der Rest entwickelte sich bei den Auftritten aus dem Wechselspiel der einzelnen Musiker. Nach und nach formierte sich aus diesem zusammengewürfelten Haufen dann die Band“, erinnert sich Tito. Diesem musikalischen Liberalismus sind die verschmitzten Kalifornier bis heute treu geblieben. Nach wie vor leben die Songs auf der Bühne von ausufernden Soli und spontanen Eskapaden. Während die Band in stoischer Anmut verharrt, verschafft Chef Tito mit scheppernden Twang-Gitarren und rauchig-rauher Stimme der sprichwörtlichen Sau reichlich Auslauf So eng berühren sich Film und Wirklichkeit, als wollte die fünfköpfige Band mit ihren schwülen bis schwitzigen Elegien irgendwo zwischen Blues-Phlegma und Texmex-Ausgelassenheit der morbiden und faszinierenden Bedrohlichkeit der Vampire wieder neues Leben einhauchen. Daß sich atmosphärische Dichte und Intimität in der Weite großer Hallen schnell verflüchtigen, mußte die Club-erprobte Combo als Support-Act auf der letzten Joe Cocker-Tour erfahren. „Das war eine ziemlich neue Erfahrung für uns“, gesteht Atanasoff.“Anstatt vor 200 Leuten aufzutreten, standen wir plötzlich der gewaltigen Fangemeinde von Joe Cocker gegenüber. Da dauerte es natürlich einige Zeit, bis der Funke übersprang. Aber ich denke, wir haben ein paar Herzen gewonnen.“ Nun kehren Tito & Tarantula auf ihr ursprüngliches Terrain zurück. Auf insgesamt elf Clubgigs werden die Parademexikaner aus LA wieder Tote zum Leben erwecken und Anlaß für allerlei ekstatische Tänze liefern – das Mitbringen von Schlangen ist jedoch ausdrücklich verboten.