Top Of The Pops


Viel Phantasie bewies die Creme der englischen Pop-Sänger bei der Frage, welcher ihrer Kollegen ihnen besonders imponiere. Von Elvis über Frank Sinrttra reichte das Spektrum bis zu Michael Jackson - und - alle zehn Befragten setzten Qualität vor schnellen Chart-Ruhm.

KIM WILDE

„Julie London und Frank Sinatra werden wohl immer zwei meiner Lieblingssänger sein. Als ich so ungefähr Zehn war, fing ich an, darauf zu achten, wie die Sänger ihre Songs interpretieren. Ich hörte Corol King, weil sie ihre Songs genausogut schreiben wie singen konnte, und all die frühen Sachen von Joni Mitchell.

Genausooft habe ich Elton John gehört, der ein toller Sänger und Songwriter ist. Seine Persönlichkeit hat mich echt beeindruckt.

Auch echte Soul-Stimmen mit ihrer Leidenschaft und Aussagekraft konnten mich begeistern. So habe ich Aretha Franklin und Stevie Wonder über Jahre verehrt. Ob jemand eine große Stimme hat oder nicht, ist letztlich eine subjektive Meinung. Doch wenn ich mich unbedingt für eine entscheiden muß, dann ist das die von Todd Rundgren. Seit mehr als 15 Jahren bewundere ich seine Fähigkeit, treffsicher von Stil zu Stil zu wechseln.“

NEIL TENNANT

„Meine Lieblingssänger waren meistens Frauen. Bilde Hohday zum Beispiel, die sich einen Song völlig zueigen machen kann. Ich liebe Nina Simone, weil sie eigentlich mehr eine Interpretin als eine Sängerin ist. Sie schafft es sogar, ganz gewöhnlichen Schlagern den Blues zu verpassen. Dusty Springfield gehört auch zu meinen Favoriten. Sie klingt von hauchzart bis rauchig sehr gut und hat diese Intensität, diese Verzweiflung in ihrer Stimme.

Michael Jackson mag ich auch. Er bringt alles hippelig, unaufhaltsam und neurotisch rüber, trotzdem hat er diese liebliche Reinheit in seiner Stimme. Auf „She’s Out Of My Life“ zum Beispiel, macht er aus einer Schmalzballade einen ehrlichen Song.“

GEORGE MICHAEL

„Die beste Sängerin muß Aretha Franklin sein. Sie hat die goldene Stimme, vollgeladen mit Emotionen. Als Kind hörte ich ihre Songs wie z.B. „Respect“ immer und immer wieder. Und als wir dann zusammengearbeitet haben, packte mich die Ehrfurcht. Diese kontrollierte Kraft, die sie noch immer hat! Und erst auf der Bühne. Es ist unglaublich, wie rein sie live singt, wieviel Seele diese Frau hat.

Ebenso liebe ich Elton John. So ein dynamischer Performer — völlig abgetreten, aber trotzdem noch natürlich dabei.

Seine Show nahm ich für meine zum Vorbild. Als ich ihn das erste Mal „Candle In The Wind“ singen hörte, war mir klar, daß ich es irgendwann selber singen würde. Ich traf ihn in Südfrankreich, als Wham im Studio MAKE IT BIG aufnahmen. Seitdem sind wir Freunde. Er hat mir soviel Trost und Beistand gegeben!“

ELTON JOHN „Ich habe keinen speziellen Lieblingssänger, obwohl ich Dutzende über die Jahre hinweg bewundert habe. Von der jüngeren Generation gehört George Michael zu den Besten — und Whitney Houston. Wet Wet Wet-Sänger Marti Pellow hat mich immerhin stimmlich so stark beeindruckt, daß ich die Band fragte, ob sie mich nicht auf meiner nächsten Amerika-Tour begleiten möchte.“

ROBERT PALMER

„Mein Lieblingssong ist „I’ve Been Loving You For Too Long“ von Otis Redding. Das wird er wahrscheinlich auch für alle Zeiten bleiben. Er ist einfach perfekt. Die erste Platte die ich mir kaufte, war OTIS REDDING

SINGS SOUL BALLADS und ich spielte sie auf meinem Plattenspieler in allen Geschwindigkeiten ab. so vollkommen verrückt war ich danach.

Nur zu hören, was er alles mit seiner Stimme machte, war damals wie eine Art „Ohröffner“ für mich. Ich bin mit sehr anspruchsvollen Sängern aufgewachsen, zum Beispiel mit Nat King Cole und Lena Home. Beide kann man nicht gerade als Bluessänger bezeichnen, während Otis Redding mit dem Blues schon im Kirchenchor aufgewachsen ist. Seine Bewegungen haben mich total fasziniert. Sie endeten mit diesem ganz speziellen Ausdruck, einer Besonderheit, der ich mir nie ganz bewußt werden konnte. Ich studierte ihn wie verrückt.

Marvin Gaye war die Sorte Sänger, auf die man sich verlassen konnte, egal ob Soul, Funk, Gospel, Blues, seine Stimme traf immer richtige Stimmung, obwohl er bei der Wahl einiger seiner Songs ganz schön danebenlangte.

Genau wie Stevie Winwood — der könnte das Telefonbuch rauf und runter singen und immer noch gut klingen. Er hat als Weißer eine richtig schwarze Stimme, ohne Training oder spezielle Technik, einfach göttlich.

IAN GILLAN

„Ich fing mit Elvis Presley und Little Richard an, als ich in meiner Teenphase steckte. Die gaben einem Song alles, was sie hatten, waren total natürlich. Bis zum Schluß hatten die Beiden immer noch was in petto.

Als ich mit dem Singen anfing, kopierte ich Elvis und Little Richard, doch dann hörte ich Cliff Benett, der erste weiße Soulsänger den ich je sah. Ich folgte ihm sogar nach Hause und kaufte sein altes Crystal Mikrofon, in dem Glauben, damit so zu klingen wie er. Du mußt die Gabe besitzen, einem Song deine Persönlichkeit aufzustempeln. Wenn Du eine Platte hörst und sofort weißt, wer der Sänger ist, dann wird dir der Unterschied zwischen gut und großartig klar.

Ich liebe Annie Lennox, weil sie beides ist: zerbrechlich und stark. Robert Palmer ist ein klassischer Performer. Er wirft mit so vielen Streicheleinheiten um sich — davon können die meisten Sänger nur träumen.“

ANNIE LENNOX

„Da mein Geld für einen Plattenspieler nie gereicht hat, hörte ich Musik nur aus dem Radio. In der Stimme von Dusty Springfield gab es etwas — sehr kraftvoll und ausdrucksstark — was mich beeindruckt hat, ein phantastischer Stimmumfang. Sie ist eine der wenigen weißen Sängerinnen bei der man, mit geschlossenen Augen, glauben könnte, eine schwarze Stimme zu hören. Und das ist selten, besonders heutzutage.

Ich liebe es, Jim Kerr von den Simple Minds auf der Bühne zu erleben. Er hat diese katzenartige Anmut, die ich so mag. Für einen Mann schon ungewöhnlich. Das hat was. Und natürlich seine Stimme: Das in diesem schmächtigen Kerlchen soviel Power steckt — unglaublich! Wie der schreien kann, ich kenne niemanden sonst mit soviel Charisma!“

MIDCE URE

„Aus der alten Schule nenne ich erstmal Ella Fitzgerald, weil sie diese ganz besondere Technik hat. Viele haben versucht es nachzuahmen, konnten aber die Leidenschaft nicht aufbringen, die ihr Singen so herzerweichend machte.

Ich habe ein paar CD’s auf denen sie alte Gershwin- und Cole Porter-Klassiker singt. Sie bringt etwas ganz eigenes in Songs ein, die schon millionenfach gesungen wurden und macht sie so zu etwas Besonderem.

Was die heutigen Sängerinnen angeht, so liegt Kate Bush meilenweit vorn. Ihr Stil und die Vortragsweise heben sich einfach ab … sie schreibt, produziert und spielt ihre Songs — etwas, was nicht viele Sänger können.

In jüngeren Jahren zählte Steve Marriot mit den Small Faces zu meinen Favoriten und Phil Lynott wurde immer unterschätzt.

Von den Performern können mich Prince und David Bowie mit kleinen Gesten in ihren Bann ziehen. Sie haben diese Aura, diesen Magnetismus, über den die meisten Sänger nicht verfügen.

Bevor ich in Live Aid auftrat, war ich nie ein Fan von Elton John, doch er ist eine große Persönlichkeit mit einer starken Stimme und ein brillianter Entertainer.

Sehr beeindruckt war ich außerdem von Peter Gabriel, als er bei der Mandela-Show „Biko“ sang. Seine Stimme ist wahnsinnig wandlungsfähig. Er hat von Stöhnen über Schreien bis zum Schnurren alles drauf.“

TERENCE TRENT D’ARBY

„Ich spielte im Hof und war ungefähr neun Jahre alt, als ich diese Platte hörte: „I Want You Back“ von der Jackson Five, die irgendjemand in der Nachbarschaft abspielte. Ich war wie elektrisiert. Es war eine dieser Begebenheiten, wenn du merkst, daß ein Kapitel deines Lebens abgeschlossen ist und sich ein anderes öffnet. Es ist schon verrückt, weil Michael Jackson nicht viel älter aussieht als ich jetzt. Aber er ist ein Kindheitsidol und es ist schwer, so einen Einfluß abzuschütteln. Es ist wie dein erster Kuss: Deine erste Freundin kannst du nie vergessen.“

ROGER DALTREY

„Wenn ich mich für einen Favoriten entscheiden muß, dann ist es Elvis Presley. Vor ihm war da gar nichts. Er war ein wirklich großer Sänger. Er hatte dieses gewisse Etwas und beim Rock’n’Roll ist das oft wichtiger, als das was du singst.

Elvis hatte diese animalische Anziehungskraft und dieses riesige Stimmvolumen — egal ob er nun eine sentimentale Ballade oder einen fetzigen Rock’n’Roll sang.

Otis Redding ist mein Lieblings-Soulsänger. Er war anders, er klang immer so, als würde es ihm nicht leichtfallen zu singen. Für mich eine schmerzvolle Ablenkung.

Sting ist der einzige moderne Sänger, der mich wirklich mitreißt — seine Stimme schwebt mit dieser Leichtigkeit davon. Das ist etwas, was ich selbst ohne große Anstrengung nie geschafft habe — doch wenn er singt, erscheint es so mühelos.“