Travis


Nein, dies hier ist keine rare Performance von Karlheinz Stockhausen, keine Aufführung von Mozarts „Requiem“. Travis spielen auf, eine schottische Band, die POP in Großbuchstaben schreibt und die einige der frischesten und catchysten Songs der Saison im Gepäck führt. Und genau diese Songs spielen Fran Healy und seine drei Kumpels Andy, Dougie und Neil nun schon seit einer halben Stunde im Schweiße ihrer Angesichter. Doch die euphorischsten Reaktionen, die sie dafür vom Münchener Publikum ernten, sind interessiert hochgezogenen Augenbrauen und ein gelegentliches „Whoooo“ über artigem Applaus. Man widersteht unwiderstehlichen Rockern wie „Happy“ und „Tied To The go’s“, wippt wenig zum schwelgerischen „Good Feeling“, vergießt keine Träne bei zum Weinen schönen Schiebern wie“l Love You Anyways“ und „More Than Us“.“Das ist mein Lieblingssong“, kündigt Healy jetzt an, und die Band stürzt sich in eine endorphintreibende Version ihres grandiosen Stampfers „All I Want To Do Is Rock“. Mag sein, aber alles was das Publikum heute will, ist wie festbetoniert dastehen. Zusehends vergeht dem fröhlichen Fan ob soviel teutonischem Stoizismus sein bübisches Grinsen. Aber Travis wären auch nicht Travis, wenn sie wegen so was anfingen, Trübsal zu blasen. Zwei Zugaben noch, dann zieht man sich ohne Groll zurück. Sie haben heute abend nichts falsch gemacht. Es war eben einfach nicht ihr Tag. Als später am Abend der DJ nochmal „Tied To The 90’s“ aus der Konserve nachreicht, tanzt die Menge wie der Lump am Stecken. Da verstehe noch einer die Welt.