Trotz Drohungen: Till Lindemann und Joey Kelly signieren doch

Lindemann und Kelly ließen es sich nicht nehmen „Der Rhein“ persönlich in Berlin vorzustellen und zu signieren – wenn auch nicht am geplanten Ort.

Es ist bereits das dritte „Fluss-Buch“ von Rammstein-Sänger Till Lindemann und Extrem-Sportler Joey Kelly, der gerne den Ultra-Marathon läuft. Nach internationalen Mega-Gewässern wie dem Amazonas und der einstigen Goldrausch-Legende Yukon sind die Beiden nun in der Heimat unterwegs gewesen.

Mit „Der Rhein. Tiefe Wasser sind nicht still“ haben sie ihre Foto-und Text-Arbeiten zwischen Schaffhausen und den holländischen Ausläufern Waal, Lok und IJssel fortgesetzt. Vorbei an den Burgen des Mittelrheins wurde die weitgehend industriell genutzte Wasserstraße Mythen-mäßig aufgeladen. Das Rheingold und die Loreley dürfen da natürlich nicht fehlen.

Insgesamt also ein Kaffeetisch-Angelegenheit für rund 100 Euro (je nach Ausstattung), die am Montag (20. Oktober) am Musikclub Astra aus dem RAW-Gelände in Friedrichshain gefeiert werden sollte.

Wegen Sorge um Sicherheit: Autogrammstunde wurde verlegt

Doch wie bereits gemeldet, gab es von Seiten der Ausrichter diverse Sicherheits-Bedenken wegen der nach wie vor bestehenden Aversionen gegen Till Lindemann. Dessen Management teilte mit, dass in den Tagen vor der Buchvorstelllung Anfeindungen, Einschüchterungsversuche, Drohungen und Boykottaufrufe zugenommen hätten. Ein Klima, so hieß es, das eine sichere Durchführung am ursprünglichen Ort nicht mehr gewährleisten würde.

Nach einer Phase der Irritation für Fans und Medien wurde der neue Treffpunkt “in unmittelbarer Nähe” des Rammstein‑Stores auf dem Gelände des Pankow-Parks in Stadtviertel Wilhelmsruh angesetzt. Die ursprünglich mitgeteilte Adresse auf einem Hallengelände ließ allerdings Spielraum für Interpretationen. Geheimniskrämerei, die bei den Fans für Verwirrung sorgte. Aber die Sache auch spannend machte. Eine Stadtrallye für Till und Joey.

Wesentliche Regularien blieben trotz Ortswechsel bestehen: signiert wurde ausschließlich der besagte Bildband. Entweder mitgebracht oder vor Ort per Kartenzahlung zu kaufen; pro Person nur ein Exemplar. Selfies mit den beiden Protagonisten waren tabu. Größere Taschen mussten vorher abgegeben werden. Die Veranstalter betonten, man wolle „im Schutz der Fans, des Teams und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ agieren und dankte jenen, die mit „Ruhe und Respekt“ an die Sache herantraten.

Lokale Medien wie der „Tagesspiegel und die „Berliner Zeitung“ beobachteten die Entwicklung mit einer Mischung aus Spöttelei und Chronistenpflicht. Die Entscheidung, den genauen Ort erst mal zu verschleiern, wurzelte vermutlich in der „Angst“ vor potenziellen Störungen oder feministische Protestaktionen (Stichwort: Row Zero).

Ein kurioser Mix

Es wurde wie gehabt auf die Vorwürfe gegen Till Lindemann eingegangen, etwa sein Verhalten bei gewissen Backstage‑Events. Aber man verwies auch darauf, dass im Zuge der massiven Vorwürfe, die er stets zurückgewiesen hatte, keinerlei strafrechtliches Verfahren erfolgte.

Für das Fans muss das Signier-„Event“ eine kuriose Mischung aus literarischem Promi-Gucken und politisch aufgeladener Veranstaltung gewesen sein.

Trotz der Schnitzeljagd in den Außenbezirk blieb der Kern der Sache bestehen: Ein persönlicher Zugang zu Künstlern, den es in dieser Form nicht allzu oft gibt. Beobachter der Veranstaltung wussten zu berichten, dass sich 97 Prozent der Fans für Lindemann in die Schlange gestellt hatten. Anwesende Frauen hätten wiederum Till Lindemann beim Füller-Schwingen beobachtet und ihm bescheinigt, dass dieser „fit und vital“ aussehen würde.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für MUSIKEXPRESS. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.