Überdosis Spohistication


Liegt es an zu wenig Alkohol im Studio, dass das zweite Album von Who Made Who so ambitioniert klingt? Schon machen sich die Dänen (recht unbegründete) Sorgen.

„Ich mag keine Gitarren“, sagt Tomas Barfod. „Sie sollten generell viel leiser gedreht werden. Aber wir leben nun mal in einer Demokratie … “ Wenn ein Schlagzeuger in Gegenwart seines Gitarristen so diskreditierend reden kann, ohne dass Letzterer ausfällig oder sonstwie auffällig reagiert, zeugt das von gutem Bandklima. Aber Jeppe Kjellberg hat mit der Zeit ohnehin einen besonderen Trick entwickelt: die Gitarre einfach so zu spielen, dass sie oft wie ein Synthesizer klingt. Die drei Musiker der Kopenhagener Discorock-Band Who-MadeWho haben so verschiedene Backgrounds, dass es ein Wunder ist, dass sie sich überhaupt auf einen gemeinsamen Sound einigen können. Gitarrist Kjellberg hat sich früher in der New Yorker Free-Jazz-Szene herumgetrieben, Bassist Tomas Höffding schraddligen Garagenrock gespielt. Schlagzeuger Barfod veröffentlicht unter dem Pseudonym Tomboy schon lange Techno- und Elektro-Tracks bei hippen Labels wie Kitsune.

2005 erschien das Debüt von WhoMadeWho beim Müncher Label Gomma. Bekannt wurden sie allerdings durch zwei Covers von Techno- bzw. House-Klassikern, mit denen sie den Club mit dem Band-Konzept versöhnten. Vor allem live werden Mr. Oizos „Fiat Beat“ und Benny Benassis „Satisfaction“ mit so viel Wumms dargeboten, dass WhoMade-Who von Bands wie Daft Punk, Hot Chip und LCD Soundsystem auf Tour geladen wurden. Konzerte und Plattenaufnahmen sind für die Dänen allerdings zwei völlig verschiedene Paar Stiefel. Mögen sich andere Bands bemühen, ihre Live-Energie auf Tonträger zu konservieren – Who Made Who wollen im Studio experimentieren. Auch ihr zweites Album THE PLOT nährt sich aus den (Ab-) Gründen der Pophistorie: Psychedelic Rock aus den 60ern, Disco aus den 70ern, Synthiepop aus den 80ern, Techno aus den 90ern – verfeinert diesmal mit Klavier, Kastagnetten, Bassklarinetten und Flöten.

„Als wir mit der Platte anfingen“, erinnert sich Höffding, „gab es all diesen lärmigen Verzerrer-Elektro. Wir dachten erst, wir könnten das Ganze auf die Spitze treiben, aber stattdessen haben wir dann alles ganz anders gemacht und erst mal ein paar schöne Motovin-Nummern aufgenommen.“

Ihre hype-feindliche Ambitioniertheit ist zumindest Schlagzeuger Barfod unheimlich geworden. „Vielleicht hätten wir im Studio mehr trinken sollen. Ich habe vor Kurzem betrunken einen eigenen Track aufgenommen, und es hat sich gleich ganz anders angefühlt.“ Doch auch hierfür haben die drei eine Lösung gefunden: Vielleicht spielen sie THE PLOT einfach noch mal neu ein – im Vollrausch. Ihr Debütalbum gibt es unter dem Namen GREEN VERSIONS schließlich auch in einer Akustikversion. Das neue Werk könnte „Brown Versions“ heißen.