Vetements x Umbro: Wie Vetements mit seiner neuen Kollektion dem Schluffi-Style huldigt


Die exzentrischen Schweizer von Vetements haben vor einigen Wochen ihre neue Kollektion gelauncht – und wir sind noch immer etwas verwirrt. Wird die britische Traditionsmarke Umbro jetzt etwa das neue Ding unter Fashionistas?

Vetements, das ist nicht nur der heißeste, sondern auch wohl der unverständlichste Scheiß, den die Modewelt derzeit zu bieten hat. Im vergangenen Jahr sorgte das in Zürich ansässige Design-Kollektiv mit dem nichts sagendem Namen (französisch für: Kleidung; Anm.) für Empörung, aber auch Begeisterung, als sie gelbe Shirts mit dem Print des deutschen Logistik-Riesen DHL verkauften – für satte 245 Euro das Stück. Bis heute fragen sich Außenstehende, wie man auf diesen unverschämten Preis kommen kann und wer den dann auch noch ernsthaft zahlt, während Szene-Kenner davon schwärmen, wie es Vetements mit diesem Stück Oberbekleidung gelungen ist, mit bestehenden Algorithmen des jährlichen Kollektionen-Hustles zu brechen und die Street zurück in die Streetwear zu packen.

Aber wie viel Kredibilität kann in einem Modeteil stecken, das wie kein zweites eine chronisch unterbezahlte und unter ständigem Zeitdruck agierende Berufsgruppe repräsentiert? Mode soll in erster Linie Spaß machen und Freude bereiten. Doch was macht Spaß daran, ein Designer-Shirt im Gegenwert des Wochengehalts eines Paketlieferanten zu tragen? Dieser ethischen Frage stellt sich Vetements nicht, im Gegenteil: Die Marke hat sogar eine weitere DHL-Kollektion für 2018 angekündigt.

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Auch mit ihrer aktuellen Produktpalette begibt sich das Team um Demna Gvasalia auf dünnes Eis. Für die Spring/Summer18-Kollektion bedienen sich die extravaganten Schweizer erneut an bollerigen Sweatern, Oversized-Jacken und undefinierten Schnitten. Das zentrale Stück stellt dabei ganz klar der neongelbe Umbro-Pullover mit überlangen Ärmeln dar.

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Vetements springt damit nicht nur auf den aktuellen Hype um 90er-Sportmarken auf, sondern huldigt dadurch auch dem britischen Everyday-Schluffi-Style. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, indem die Klamotten im Lookbook von Normalos präsentiert werden– fotografiert von Vetements-Mastermind Demna Gvasalia in den Straßen Zürichs. Die „No Show“ ist nicht nur ein Abgesang auf den klassischen Eventcharakter von Fashion Weeks, den Gvasalia für tot erklärte, sondern auch die konsequente Zurückführung von Designermode zu seinen Wurzeln.

Doch auch hier muss die Frage gestellt werden, wie viele der zufällig von Gvasalia porträtierten Personen sich den textmarkergelben Umbro-Sweater leisten werden. Vielmehr wird auch hier das Phänomen einsetzen, dass „Fashionistas“ und „Influencer“ es für „edgy“ halten werden, ein solches „urban vintage piece“ spazieren zu tragen, ohne auch vorher nur irgend etwas für den traditionsreichen britischen Sportartikelhersteller übrig gehabt zu haben.

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Umbro ist schon jetzt der große Gewinner dieser Posse, denn neben Vetements entdecken auch Retailer wie Urban Outfitters die Marke mit der ikonischen Raute für sich. Crop-Tops und Oversized-Pullis Umbros werden so auch für Studenten und Modeliebhaber mit schmalerem Geldbeutel erhältlich – und Umbro kann aus der angestaubten Fußballtrikot-Ecke hinaus ins pulsierende Leben treten.

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Wie lange dieser Hype anhalten wird? Fraglich. Vermutlich, bis sich Blogger und Instagram-Stars an ihren 90er-Normcore-Kleidungen satt gesehen haben und der DHL-Lieferant Umbro-Pakete wieder ausschließlich zum Sportwaren-Händler um die Ecke liefert.