Who-Power in Nürnberg


60.000 Zuschauer, zwölf Stunden Musik und 27 Grad, als die Sonne am höchsten stand. Beim Open Air Festival auf dem Nürnberger Zeppelinfeld feierten die Who nach Jahren ihr Deutschland-Comeback, als ein großer Teil der Festivalbesucher von Hitze und Alkohol leider schon etwas weggetreten war. Die Band produzierte in Nürnberg weitaus mehr Power als bei ihrem Auftritt im französischen Frejus, dem ersten Gig mit Drummer Kenny Jones. Kraftvoll und souverän sorgten Townshend & Co für einen echten Festival-Höhepunkt, bis Roger Daltrey’s Stimme nicht mehr wollte.

Eher außer Konkurrenz hatte Veranstalter Fritz Rau die Afrikanerin Miriam Makeba ins Programm genommen. Er hatte recht: ihre authentischen Rhythmen hypnotisierten nicht nur die Profis hinter der Bühne. Zanki & Band war es vormittags kaum gegeben, nennenswerte Stimmung zu produzieren. Als Überraschung entpuppten sich aber gleich danach Molly Hatchet, die das reine Südstaatengefetze von ihrer ersten LP zugunsten eines handfesten Boogie-Konzeptes links liegen ließen. Differenziert und durchdacht, wenn auch nicht mehr mit dem Charisma früherer Jahre: Nils Lofgren. Er unterhielt das Publikum nebenher noch mit Trampolinsprüngen, was den Leuten ohne Feldstecher sicher sehr gelegen kam. AC/DC, speziell ihr hektischer Gitarrist Angus Young, präsentierten sich unverändert schweißtriefend. Ihre mittlerweile etwas abgegessene Komik wurde mit Leichtigkeit von Cheap Trick’s Rick Nielsen übertroffen. Neben der poppigen Livehymne „I Want You To Want Me“ lieferten Cheap Trick noch eine Menge sauberen Hardrock. Locker, ohne Mätzchen, ganz Musiker stand Steve Gibbons auch mit seiner neuen Band auf der Bühne, um seine milieugeprägten R & B-Balladen loszuwerden. Erfolg beim Publikum hatte in erster Linie diesmal aber auch eine deutsche Band, die Scorpions, die sich wie immer ehrlich und heavy verausgabten. Ein Tip für’s nächste Mal: Fernglas nicht vergessen!