Wie ein Theaterstück: Kele Okereke und Matt Tong vor dem Mikro von John Wohlmacher

von John Wohlmacher 02.12.2008

Eure Alben handeln ja von sehr persönlichen Erlebnissen; inwieweit nehmt ihr das mit in die Live-Performance?

kele: Das sind zwei unterschiedliche Welten. Die Alben sind von privaten Erlebnissen inspiriert, aber wenn man tourt, ist das mehr wie ein Theaterstück, das man aufführt. Die Tour beeinflusst ja auch meine Texte nicht. Die Geschichte hinter“Kreuzberg“ ist mir während einer Tour passiert, aber hatte mit dem Tourleben an sich nichts zu tun.

Geht ihr nach Konzerten in Clubs, um euch von der Musikszene der jeweiligen Stadt inspirieren zu lassen?

kele: Ich gehe aus, aber nicht so oft, wie ich gerne würde. Wenn du nur für eine Nacht in einer Stadt bist, ist es sehr anstrengend, durchzumachen. Wenn man sich verausgabt, kann es schwer sein, am nächsten Tag gut zu spielen. Besonders wenn du dann total am Arsch bist von Chrystal Meth oder so! (lacht) Ich könnte das nicht! Wenn ich nicht genügend Stunden Schlaf bekomme, fühle ich mich am Tag danach meist beschissen, und dann bin ich auf der Bühne auch nicht gut. Wie sieht das bei dir aus, Matt? matt: Ja. ich stimme ihm zu. (Gelächter) Es gibt da ein Video von einem kontrovers diskutierten Live-Auftritt von euch…

KELE:Jetzt kommts! (grinst) … ein Playback-Auftritt bei MTV.

matt: Na ja, das war ja nicht live! (lachen) kele: Uns wurde gesagt, wir müssten Playback machen. Wir wollten erst nicht, aber dann hieß es, dass die anderen Bands auch nur mit Playback performen würden, und wir haben schließlich zugestimmt. Als wir ankamen, stellten wir dann fest, dass alle anderen Bands live spielten. Wir hatten weder Crew noch Equipment dabei, wir konnten nicht spielen. In unserer Not haben wir uns gedacht: „Lasst uns das Ganze überspielen und einen Witz draus machen.“

matt: Das Video hat 60.000 Klicks auf youtube. Wir müssen irgendwas richtig gemacht haben, auch wenn wir ausgebuht wurden! Ich hab den Clip gestern wieder angeschaut und musste grinsen. Ich kann verstehen, dass es wohl so aussah, als würden wir uns über das Publikum lustig machen. Und das wollten wir wirklich nicht. Aber im Endeffekt ist es doch echt witzig, oder?

Wie geht ihr generell mit Fan-Kritik um?

kele: Ich schenke Kritik keine große Aufmerksamkeit. Ich war gestern bei youtube und habe mir den Auftritt von uns bei Jools Holland angeschaut, und es gab auf der Seite nur Beschwerden darüber, dass ich ein Kap getragen habe und wie ein Rapper aussehen wolle. Das ist so absurd und rassistisch. Die meisten äußern Kritik nur aus Wut, sowas kann ich nicht ernst nehmen.