Zum Anbeißen


Nicht genug, daß er aussieht wieder Teufel in Person. Nein, der Kerl mit dem Vornamen einer Frau erzählt auch noch Böses über liebe Kollegen. Marilyn Manson gibt wieder Gas.

Stimmt es, daß du in Hotels unter dem Namen von R.E.M.-Frontman Michael Stipe eincheckst?

Das habe ich früher öfter mal gemacht. Irgendwann wurde es dann aber langweilig.

Wie bist du überhaupt darauf gekommen?

Weil er mich ständig angerufen hat. Und ich wollte eben, daß er an der Rezeption nach sich selbst fragen muß, wenn er etwas von mir will. Er ist viel zu ernst. Und Leute, die nicht genug Humor haben, muß man ständig mit neuen Problemen konfrontieren, damit sie endlich lernen, ihr Leben zu genießen.

Du machst das anscheinend, indem du ihnen hilfst, aus ihrer Routine auszubrechen.

Ganz genau. Die Menschen sind viel zu vorsichtig und verstockt. Von daher mußt du ihnen entweder Drogen geben oder ein paar nette Streiche spielen, damit sie etwas lockerer werden. Anschließend schieße ich dann Nacktfotos von ihnen.

So wie du es mit Courtney love gemacht hast?

Sie leugnet es bis heute hartnäckig. Von daher muß ich das wohl geträumt haben.

Auch Billy Corgan behauptet, daß die meisten der Geschichten in deiner Biographie „The Long Hard Road Out Of Hell“ erstunken und erlogen seien.

Seitdem ich in Hollywood wohne, versuche ich, wieder etwas Leben in diese Stadt zu bringen. Jeder glaubt, daß dieser Ort fürchterlich dekadent wäre, dabei ist er völlig konservativ. Die Leute verstecken sich hinter einer bürgerlichen Fassade, in Restaurants herrscht Rauchverbot, und keiner würde offen zugeben, daß er Drogen nimmt. Jedesmal, wenn Billy in der Stadt ist, versuche ich, ihn etwas aufzulockern. Im Grunde ist er ein sehr ruhiger Zeitgenosse, der ständig versucht, bloß nicht über die Stränge zu schlagen. Also fülle ich ihn mit Drogen ab, damit er aus sich rausgeht. Er gibt es natürlich nicht zu, aber er hat doch jede Menge Spaß dabei.

Klingt interessant. Und was treibt ihr dann so?

Ich setze ihm Perücken auf, und wir ziehen durch die Bars. Er ist unglaublich schüchtern, und das ist wohl der größte Unterschied zwischen uns. Unsere Zusammenarbeit auf künstlerischer Ebene besteht lediglich darin, daß er mich ermutigt hat, mich musikalisch weiterzuentwickeln, während ich in ihm den Entertainer geweckt habe. Ich habe Stunden damit verbracht, ihn zu mehr Theatralik und Bühnenpräsenz zu überreden.

Dein Buch beschreibt die meisten Promis als absolute Sex- und Drogenmonster. Wie kommt es, daß dich bislang noch keiner verklagt hat?

Wie willst du jemanden verklagen, der die Wahrheit schreibt? Ich stehe zu dem, was ich in meinem Buch behaupte. Ich denke eher, daß die langen Drogenpassagen ein willkommener Anlaß für die Polizei sind, mal wieder mein Haus zu durchsuchen. Abgesehen davon hatte ich aber noch keine Probleme.

Nicht einmal mit Ex-Porno-Queen Traci Lords, die du knallhart als „Überzombie“ bezeichnest?

Ahm… mit ihr habe ich schon länger nicht mehr gesprochen. Aber wenn sie wirklich sauer auf mich wäre, hätte sie mir sicher längst kräftig die Meinung gesagt. Der einzige, der sich wirklich tierisch aufgeregt hat, war übrigens Dave Navarro von den Red Hot Chili Peppers. Er hat echt keine Gelegenheit ausgelassen, um alles zu dementieren.

Du meinst seine angeblichen Oralverkehrofferten?

Ja, genau. Er bestreitet das aufs Heftigste. Dabei brauchte ich nur meine Hosen runterzulassen, und er wäre der erste, der mir einen Blowjob verpassen würde – egal wann und wo. Wir sind sehr gute Freunde und verbringen verdammt viel Zeit miteinander. Dabei sind wir immer sehr kreativ. Manchmal sitzen wir aber auch nur in seinem Badezimmer und fabrizieren im Waschbecken LSD.

Was ist es für ein Gefühl, plötzlich ein Sexsymbol zu sein, hinter dem viele Frauen her sind?

Das ist etwas, wovon wohl jeder träumt – sich an all den Mädchen zu rächen, die sich in der Schulzeit geweigert haben, mit einem zu schlafen. Abgesehen davon ist es echt unglaublich, was sich Frauen einfallen lassen, um mich ins Bett zu kriegen.

Und läßt du dich darauf ein?

Warum nicht? Ich fühle mich wie ein Kind auf dem Rummelplatz,das alles umsonst bekommt.

Warum hast du nach deinem Auftritt in David Lynchs „Lost Highway“ eigentlich keine weiteren Filmrollen übernommen?

Ich arbeite gerade an einem Drehbuch, und sobald mein neues Album fertig ist, werde ich es umsetzen. Als Kind war ich ein riesiger Fan von „Tommy“, „The Wall“ und dem „Sgt. Pepper’s“-Film. Aber außer den Spice Girls kümmert sich heute keiner darum, dieses Genre wiederzubeleben. Von daher verfolge ich keine andere Intention, als mir selbst einen Traum zu erfüllen. So einfach ist das.

Hast du schon einen Regisseur im Auge?

Meine Wunschkandidaten wären David Lynch oder Terry Gilliam. David und ich haben schon an mehreren kleinen Projekten gearbeitet – und sind trotzdem noch gute Freunde. Vielleicht hat das ja einen positiven Einfluß auf seine Entscheidung. Was Terry Gilliam betrifft, so war ich von „Fear And Loathing In Las Vegas“ regelrecht begeistert. Es war der erste Film, in dem es wirklich gelungen ist, das Drogen-Feeling akkurat einzufangen. Ich wurde jedenfalls schon vom Zuschauen total high.

In den 80er Jahren hast du als Musikjournalist gejobbt. Hat das irgendwelche Auswirkungen auf deinen Umgang mit der Presse?

Im Grunde gibt es mir die Sicherheit, alles zu ignorieren, was sie über mich schreibt. Ich war schließlich derjenige, der lange genug schlechte Kritiken verfaßt hat. Damals war ich von der Medienlandschaft geradezu besessen – nur konnte sie meine Ansprüche einfach nicht befriedigen. Dazu mußte ich schon Rockstar werden. Letztlich mache ich heute aber nichts anderes – ich betrachte die Welt und berichte den Leuten, was ich sehe.

Wie verlief eigentlich dein erstes Interview mit Trent Reznor (Nine Inch Nails)J Du warst doch einer der ersten, die mit ihm gesprochen haben.

Es war nicht wirklich spannend, aber wir sind gute Freunde geworden – im Gegensatz zu Anthony Kiedis (Chili Peppers/Red.). Den mußte ich öfter interviewen, und er hat sich immer wie ein Wichser benommen. Dafür halte ich ihn übrigens noch heute.

Kann er sich noch an eure Gespräche erinnern?

Nein. Heute küßt er mir den Arsch, worauf ich mich aber nicht einlasse. Ich werde nie vergessen, daß er mich wie Scheiße behandelt hat. Er ist und bleibt einfach ein blödes Arschloch.