Zwischen Nirvana und Red Hot Chili Peppers: Fast Food Cannibals


Ein starker Song“, hat Bob Dylan einmal gesagt, „muß drei Minuten und 48 Sekunden lang sein. Oder kürzer.“ Mit dem alten Bob haben die Fast Food Cannibals zwar soviel gemeinsam wie Mickey Mouse mit Tankgirl – aber ihre Songs sind drei Minuten, 48 Sekunden lang. Oder eben kürzer. Auf der letztjährigen Popkomm hinterließ das aus Erfurt stammende Quartett jedenfalls einen bleibenden Eindruck. Ergebnis: Ein Plattendeal. Mit M. Walking On The Water-Produzent Michael Grund spielten Sänger und Gitarrist Stefan Morgenstein, Gitarrist Frithjof Rodel, Bassist Jörn Krause und Drummer Rüder Haufe ihr selbstbetiteltes Debüt ein. Ein eigenwilliges Gebräu, mit dem sich die vier Menschenfresser erfolgreich gegen die Ablage in eine vorgefertigte Schublade sperren. Obwohl Jörn Krauses Trommelgewitter und Frithjof Rodels Gitarren-Salven in ihrer düsteren Kompaktheit an Metallica, Alice In Chains oder Heimet erinnern, muß jeder Vergleich hinken. Der Grund: Stefan Morgensteins pointierte Texte. Mit rauher Kehle erzählt er von den kleinen und großen Fluchten des verregneten Alltags – in die virtuelle Realität oder in die Gefängniszelle. „Der Schmerz sitzt viel zu tief“, schreit sich Morgenstern im Opening-Track ‚Mörder‘ seine Seelenpein aus dem Leib. Ein Song, der den Kurs für die paranoiden Exkurse der zwölf Songs vorgibt. Eine Tour de Force, inklusive gewagter Riffs und griffiger Melodien. Mit Schonkost hat das scharfe Süppchen der Kanibalen wahrlich nichts zu tun. „Uns interessiert das schwarze Blut der Seele“, verkündet Morgenstern düster. Und doch sind die Songs trotz vordergründiger Schock-Signalwirkung mit einer guten Prise Humor und Poesie gewürzt. Bester Beweis: ‚Supersonic‘, für das sich die Erfurter respektlos bei David Bowies ‚Let’s Dance‘ bedienen.